ZKM | Museum für Neue Kunst  05.12.2009 - 11.04.2010
 
100 Jahre Kunst der Moderne
aus privaten Sammlungen in Baden-Württemberg
10 Jahre Museum
für Neue Kunst im ZKM

10 Jahre Museum für Neue Kunst
Gregor Jansen im Gespräch mit Götz Adriani

Gregor Jansen Herr Adriani, Sie waren von 1999 bis 2004 Direktor des MNK | Museum für Neue Kunst. Ist das heutige MNK noch das gleiche wie »Ihr MNK« vor zehn Jahren?

Götz Adriani Das kann es nicht sein, und das sollte es auch nicht sein. Es muss ein anderes sein. Viele Museen leiden darunter, dass sie zu wenig flexibel sind und zu wenige neue Ansätze bieten. Hier im Hause jedoch, denke ich, ist das gelungen, nicht zuletzt aufgrund des Generationenwechsels, der hier stattgefunden hat. Was den Auftrag anging, waren bei mir die Voraussetzungen natürlich andere. Zum ersten Mal sollte ein Sammlermuseum entstehen: Es war nicht die ursprünglich angedachte Ideallösung, mit einem Neubau in Stuttgart, geplant noch unter dem damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth, der ein Sammlermuseum in Stuttgart als Ergänzung zur Staatsgalerie errichten wollte. Dieser Plan hat sich aber aus Kostengründen nicht verwirklichen lassen. Und dann machte ich den Vorschlag, das Samm­lermuseum in Karlsruhe zu verorten, als mir Heinrich Klotz sagte, dass die Lichthöfe 1 und 2 des Hallenbau A noch frei wären, und mich fragte, was man machen könnte. Daraufhin plädierte ich für eine »kleinere Lösung statt der großen Stuttgarter Lösung«, die dort nicht zustande kommen konnte. Sowohl Heinrich Klotz als auch das Land waren sofort angetan von dieser Idee. Das Land hat dann dreißig Millionen D-Mark in den Ausbau gesteckt, was eine große Investition darstellte, und die Stadt Karlsruhe freute sich, dass damit alle Lichthöfe belegt waren. Natürlich waren dies andere Voraussetzungen als jene, die Sie vorgefunden hatten. Als ich nach fünf Jahren wegging, planten die Sammler bereits in andere Richtungen. Sie als neuer Leiter mussten sich neue Dimensionen, neue Konzeptionen ausdenken.

GJ Es hat mich jedoch immer sehr verwundert, dass die Stuttgarter den Karlsruhern dieses »Schatzhäusle« gegönnt haben. Haben Sie eine Erklärung dafür, oder war das Fügung?

GA Da ist die alte Rivalität zwischen Baden und Württemberg, die immer noch da ist und die in Karlsruhe besonders ausgeprägt ist gegenüber Stuttgart. Karlsruhe fühlt sich als ehemalige Residenzstadt im Schatten der jetzigen Landeshauptstadt Stuttgart. Deshalb sind die Stuttgarter immer entsprechend bemüht, die Badener möglichst großzügig zu bedienen. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Einrichtung des MNK in Karlsruhe vonseiten der Landeshauptstadt als großer Verlust gesehen wurde, sondern es war eine Alternative, die gangbar war. Das sehe ich ganz pragmatisch. Es war ein Weg, der sich anbot und der für Stuttgart sehr viel billiger war als ein Neubau. Und das kommt den Schwaben immer entgegen.

GJ Was sich vor allem verändert hat in den letzten zehn Jahren, ist die Situation der Privatsammler, die mittlerweile so gut wie alle ihre eigenen Museen oder Schauräume haben. Am Anfang – abgesehen von Frieder Burda – gab es diese Tendenz noch nicht.

GA Nur Frieder Burda war damals schon entschlossen, etwas Eigenes zu machen. Wobei er immer Distanz hielt zum Projekt Sammlermuseum, das heißt, er war nie richtig integriert. Aber von Siegfried Weishaupt und seiner Kunsthalle in Ulm war natürlich genauso wenig die Rede wie von dem eigenen Schauraum der Sammlung Froehlich oder von den Räumen der Sammlung FER in Ulm oder der Familie Grässlin in St. Georgen. Das alles war damals noch in weiter Ferne und noch nicht angedacht. [...]

Katalogauszug "just what is it..."
Herausgeber: Götz Adriani und Peter Weibel, Ostfildern (Hatje Cantz), 2009
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