ZKM | Museum für Neue Kunst  05.12.2009 - 11.04.2010
 
100 Jahre Kunst der Moderne
aus privaten Sammlungen in Baden-Württemberg
10 Jahre Museum
für Neue Kunst im ZKM

Museum Frieder Burda, Baden-Baden
»Als Sammler wird man nicht geboren, aber Sammeln kommt von innen heraus. Man kann nie mehr damit aufhören«, bekennt Frieder Burda, der heute international zu den großen passionierten Sammlern gehört. Sein Engagement begann mit dem Ankauf eines roten geschlitzten Bildes von Lucio Fontana (1899–1968), das er 1968 auf der documenta 4 sah. Was ihn an diesem Bild faszinierte, kann er rückblickend gar nicht mehr genau sagen, wahrscheinlich waren es der Umgang mit der Farbe und der emotionale Ausdruckswert dieser Malerei – zwei wesentliche Kriterien, nach denen der Sammler Kunst begutachtet.

1936 als zweiter Sohn des Verlegers und Druckereibesitzers Dr. Franz Burda und seiner Frau Aenne Burda geboren, kaufte Frieder Burda anfänglich vor allem Arbeiten des Abstrakten Expressionismus, jedoch ohne strategischen Anspruch oder die Absicht, eine zusammenhängende Sammlung aufzubauen. Dieses Verhalten änderte sich grundlegend, als er Mitte der 1980er-Jahre begann, Werke von Gerhard Richter (* 1932) zu erwerben und bei der Auswahl der Arbeiten auch inhaltlich gezielt vorzugehen. Von nun an setzte er den Sammlungsgedanken konsequent und engagiert um.

Inzwischen ist die Sammlung Frieder Burda auf über 850 Gemälde, Skulpturen, Objekte und Arbeiten auf Papier angewachsen, wobei der Malerei als Gattung weiterhin der Vorrang gegeben wird. Frieder Burda konzentriert sich in seiner Zusammenstellung von Kunstwerken auf eine überschaubare Anzahl von Künstlern, deren Werke er mit Nachdruck sammelt und von denen er mittlerweile umfangreiche Werkkomplexe besitzt. Aus diesem Ansinnen heraus ist eine persönliche Kollektion entstanden, welche die Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts mit wegweisenden Positionen reflektiert. Werke bedeutender Protagonisten des deutschen Expressionismus, beispielsweise von Max Beckmann (1884–1950), Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) oder August Macke (1887–1914), stehen neben­ dem fulminanten Spätwerk Pablo Picassos (1881–1973) genauso wie Werke von Malern des westlichen Nachkriegsdeutschlands: Sigmar Polke (*1941), Georg Baselitz (*1938) oder Eugen Schönebeck (*1936).

Mit vielen Künstlern verbinden Frieder Burda zudem enge freundschaftliche Beziehungen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Sammler darüber hinaus vor allem auf dem Gebiet der aktuellen Malerei der jüngeren deutschen Generation engagiert, indem er beispielsweise Werke von Heribert C. Ottersbach (* 1960), Eberhard Havekost (* 1967) oder Corinne Wasmuht (* 1964) erwarb. Mit dieser Hinwendung zu zeitgenössischen künstlerischen Positionen beteiligt sich Frieder Burda direkt am aktuellen Diskurs der Malerei, die zunehmend durch die Neuen Medien beeinflusst wird und sich durch eine Suche nach neuen Themen und Malweisen auszeichnet.

Um die große Faszination, die bildende Kunst auf Frieder Burda ausübt, mit anderen zu teilen, entschloss er sich, seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2004 präsentiert er sie im Museum Frieder Burda in Baden-­Baden. Zu diesem Zweck wurde eine gemeinnützige Stiftung gegründet. Der von dem bekannten US-Architekten Richard Meier entworfene und mit Preisen ausgezeichnete Bau beherbergt nun die Sammlung Frieder Burda, die in Form von Wechselausstellungen präsentiert wird. Auch Neuerwerbungen des Sammlers werden hier präsentiert. »Dies wird kein Museum auf Zeit sein, es soll die Menschen auf Dauer zur Kunst führen«, lautet dabei Frieder Burdas Motivation.

Dieses Engagement, mittels Kunst auch in großem Maße ge­sellschaftlich tätig zu sein, bleibt nicht unbemerkt und wird entsprechend gewürdigt.

Text: Sebastian Steinert

www.sammlung-frieder-burda.de

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Museum Frieder Burda, Baden-Baden, Außenansicht

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Museum Frieder Burda, Baden-Baden, Innenansicht
(mit einem Werk von Gerhard Richter)