ZKM | Museum für Neue Kunst  05.12.2009 - 11.04.2010
 
100 Jahre Kunst der Moderne
aus privaten Sammlungen in Baden-Württemberg
10 Jahre Museum
für Neue Kunst im ZKM

Sammlung Froehlich, Stuttgart
Hätte man dem jungen Josef Froehlich prophezeit, er würde später einmal zusammen mit seiner Frau Anna zu den großen Sammlern zeitgenössischer Kunst nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit gehören, hätte er dies wahrscheinlich selbst nicht geglaubt. Denn im elterlichen Haushalt im österreichischen Bad Ischl war Kunst kein Thema und er selbst brachte noch als junger Erwachsener diesem Bereich kein besonderes Interesse entgegen.

Betrachtet man die Entstehungsgeschichte seiner Sammlung, fällt sehr schnell auf, wie intensiv Kunst und Leben in ihr verwoben sind, spiegeln doch häufig Sammlungsetappen einzelne Lebensphasen von Josef Froehlich wider. Als junger Student der Kraftfahrzeugtechnik ging er im Rahmen des Marshallplans zum Studium in die USA, wo er zusätzlich einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Western University in London, Ontario, erwarb. Nach Beendigung seiner ­akademischen Ausbildung hatte er verschiedene Positionen bei nordamerikanischen Firmen inne. Seit 1962 ist er in Stuttgart ansässig und gründete in den 1960er-Jahren eine Fabrik in Leinfelden-Echterdingen, in der Maschinen und komplette ­Anlagen zum Prüfen und Montieren von Teilen für die Automobilindustrie und zur Massenfertigung produziert werden. Ein Werk in Plochingen und eines in England erweiterten im Lauf der Jahre seinen Firmenbesitz.

Froehlichs gezieltes Sammeln zeitgenössischer Kunstwerke begann erst Anfang der 1980er-Jahre. Die Begegnung mit Joseph Beuys (1921–1986) und dessen Werken dürfte dabei als wegweisendes Schlüsselerlebnis betrachtet werden. Über Beuys’ Projekt der 7.000 Eichen im Rahmen der documenta 7 in Kassel 1982, den Ankauf eines Friedenshasens und weiterer Beuys-Arbeiten entstand eine Freundschaft zwischen den beiden Männern, die auch Froehlichs Blick für gute Kunst schärfen sollte, war Beuys ihm doch nicht nur enger Freund, sondern auch gleichzeitig Mentor.

Einen Künstler persönlich zu kennen, um sein Werk besser zu verstehen lernen, ist für Froehlich Leitmaxime, wenn es darum geht, »Sammlungsblöcke« aufzubauen (so auch der Titel seines Sammlungskatalogs). Er ist nicht bestrebt, Kunst par­tikulär zu sammeln, sondern gezielt Werke monografischer Werkphasen zu erwerben. Froehlich erläutert dazu selbst: »Es leuchtete mir schon sehr früh ein, daß man mit nur einem Baselitz, nur einer Arbeit von wem auch immer, einen Künstler einfach nicht repräsentieren kann. Man tut viel besser daran, die Arbeit eines Künstlers über einen gewissen Zeitraum zu sammeln.« Werkreihen von Beuys stehen neben jenen von Andy Warhol (1928–1987), Bruce Nauman (*1941), Carl Andre (*1935), Donald Judd (1928–1994), Gerhard Richter (*1932), Sigmar Polke (*1941), Anselm Kiefer (*1945), Rosemarie Trockel (*1952) und anderen. Als Qualitätskriterium einer guten Sammlung fordert Froehlich »Besinnung«, beinhalte diese doch eine »Kombination aus Analyse, Intuition und Disziplin«.

Die Sammlung Froehlich legt Wert auf eine hohe Qualität. Die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stuttgart wurde zu dem Zweck gegründet, Werke der Sammlung innerhalb und außerhalb Deutschlands der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Demzufolge engagiert sich Josef Froehlich mäzenatisch als großzügiger Leihgeber und zeigt seine Werke in international renommierten Museen wie der Staatsgalerie Stuttgart, der Tate Modern in London, dem Museum of Modern Art in New York oder auch dem ZKM | Karlsruhe, um nur einige wenige zu nennen.

Text: Sebastian Steinert

www.sammlung-froehlich.de