SCHAUWERK Sindelfingen Privatsammlung Schaufler |
Seit nahezu drei Jahrzehnten baut der Sammler Peter Schaufler, Senator h. c., zusammen mit seiner Frau Christiane Schaufler-Münch eine beeindruckende Sammlung zeitgenössischer Kunst auf. Seiner Heimatstadt Stuttgart ist er bis heute treu geblieben, auch wenn er durch seine Tätigkeit als Unternehmer und seine vielfältigen kulturellen Interessen einen Großteil des Jahres auf Reisen verbringt. Unter den Sammlern Baden-Württembergs ist Peter Schaufler einer der zurückhaltendsten. Versucht man ihn zu charakterisieren, so ist er eher als Mensch der leisen Töne, nachdenklich und feinsinnig zu bezeichnen, der von seinen Erfolgen nicht viel Aufhebens macht. Werke der umfangreichen Sammlung waren bislang kaum in Museen zu finden. Nur wer den Sindelfinger Firmensitz kennt, hat eine vage Vorstellung vom Umfang seiner Kollektion.
Als Peter Schaufler 1979, nach dem Tod seines Vaters, die Leitung der Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH übernimmt, liegt ein dreijähriger Aufenthalt im brasilianischen São Paulo hinter ihm. In diese Zeit des Neubeginns fällt auch der Anfang seiner Sammelleidenschaft. Erzählungen beschreiben eindrucksvoll, wie Leben und Klima der südamerikanischen Metropole ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Klarheit bei dem Sammler ausgelöst haben. So ist es nicht erstaunlich, dass für ihn die Arbeiten der Zero-Bewegung und deren Wegbereiter Lucio Fontana (1899–1968) zu prägenden Kunsterlebnissen werden. Neue Materialien wie Wasser, Feuer und Licht oder industrielle Werkstoffe wie Aluminium, Spiegel, Glas und Leuchtstoffe faszinieren Peter Schaufler gleichermaßen als Idee wie auch in ihrer ästhetischen Wirkung. Der erste Ankauf ist bezeichnenderweise ein monochromes weißes Bild, eine farbliche Vorliebe, die sich in vielen weiteren Arbeiten der Sammlung niederschlägt, sei es in Bildern, Skulpturen oder Lichtobjekten. In den folgenden Jahren wächst die Sammlung um zahlreiche Arbeiten aller international wichtigen Künstler der Zero-Bewegung. Doch hier bleibt Peter Schaufler nicht stehen. Konsequent setzt er sich mit den jeweils neuesten Entwicklungen der Kunst auseinander. Licht und Raum sind bis heute zentrale Themen seiner Sammlung. Dazu gehört sowohl das Licht- und Schattenspiel eines mit Leinwand überzogenen Nagelreliefs von Enrico Castellani (*1930) als auch der Farbraum des São-Paulo-Zyklus von Rupprecht Geiger (*1908), ein Lichtobjekt Dan Flavins (1933–1996), ein Farb-Licht-Raum James Turrells (*1943) oder eine Skulptur von Anish Kapoor (*1954). Eine Aufzählung, die sich durch zahlreiche Arbeiten ergänzen ließe. Gemeinsam ist all diesen Werken, dass sie einer Idee folgen und sich durch die unmittelbare Wahrnehmung erschließen. Nach den Zero-Anfängen folgen bis heute Arbeiten der konkreten Kunst, der Minimal Art und der Konzeptkunst. Künstler wie Imi Knoebel (*1940) oder Peter Halley (*1953) sind in der Sammlung vertreten, aber auch Positionen, die diese Traditionen individuell weiterentwickeln oder paraphrasieren, wie etwa Arbeiten von John Armleder (*1948), Gerwald Rockenschaub (*1952) oder Ugo Rondinone (*1963). Auch auf den ersten Blick wenig verwandte Arbeiten gehören in diese Linie, wie Werke von Rosemarie Trockel (*1952) oder Sylvie Fleury (*1961), die die von Männern dominierte Minimal Art ironisch zitieren und »weiblich« überformen. Der minimalistischen Strenge und Klarheit setzt Peter Schaufler auch das Sinnliche, Spielerisch-Dinghafte entgegen. Dies beginnt mit frühen Arbeiten des Nouveau Réalisme, den »Accumulations« von Arman (Armand Pierre Fernandez, 1928–2005) oder Skulpturen von John Chamberlain (*1927) und setzt sich in Skulpturen von Anselm Kiefer (*1945), Isa Genzken (*1948) oder Jessica Stockholder (*1959) fort. Ab Mitte der 1990er-Jahre wächst auch der Anteil an fotografischen Werken in der Sammlung. Hier liegt der Schwerpunkt auf der zeitgenössischen Fotografie, der sachlich-kühlen, technisch perfekten Fotografie der deutschen Hauptprotagonisten Andreas Gursky (*1955), Thomas Demand (*1964), Candida Höfer (*1944), Thomas Ruff (*1958) und Thomas Struth (*1954). Im kommenden Jahr wird Peter Schaufler ein ambitioniertes Projekt vollenden: Die von ihm gegründete Stiftung The Schaufler Foundation ist Trägerin des neu errichteten Museum SCHAUWERK Sindelfingen. Die großzügigen Ausstellungsräume entstanden zum Teil aus ehemaligen Fertigungs- und Lagerhallen: Dort wird ab Juni 2010 erstmals ein Teil der Sammlung präsentiert und zugänglich gemacht. Text: Barbara Bergmann www.schauwerk-sindelfingen.de SCHAUWERK Sindelfingen – Privatsammlung Schaufler, Visualisierung der Außenansicht (mit einem Werk von Peter Kogler) |