ZKM | Museum für Neue Kunst  05.12.2009 - 11.04.2010
 
100 Jahre Kunst der Moderne
aus privaten Sammlungen in Baden-Württemberg
10 Jahre Museum
für Neue Kunst im ZKM

Sammlung Würth, Künzelsau
Wenn Kunst »das Atmen der Seele« ist, wie Reinhold Würth einmal feststellte, so kann es nicht verwundern, dass er ihr in seinem Leben solch einen bedeutenden Platz einräumt. Seit Anfang der 1970er-Jahre – mit einem Aquarell von Emil Nolde (1867–1956) hat er begonnen – sammelt er passioniert und schaffte es innerhalb weniger Jahrzehnte, eine der international bedeutendsten Privatsammlungen für moderne und zeitgenössische Kunst zu etablieren.

Reinhold Würth, der, 1935 geboren, bereits im Alter von 19 Jahren nach dem Tode seines Vaters die Geschäftsleitung der väterlichen Schraubengroßhandlung in Künzelsau übernahm, hatte eine Vision. Sie half ihm nicht nur dabei, beruflich außerordentlich erfolgreich zu werden – innerhalb nur weniger Jahrzehnten baute er das regionale Geschäft zu einem weltweit operierenden Handelsunternehmen aus –, sondern auch im Bereich der Kunstvermittlung neue Wege zu beschreiten. 1991 begann er, in das Verwaltungsgebäude der Konzernzentrale in Künzelsau museale Ausstellungsräume zu integrieren – ein ungewöhnlicher Schritt, wurde diese enge Verbindung zwischen Kunst und Kommerz doch von Außenstehenden eher mit Argwohn betrachtet.

Der bald darauf einsetzende Erfolg gab dem Sammler recht: Bis heute wurden in den Räumlichkeiten der Sammlung Würth mehr als fünfzig Ausstellungen präsentiert und mehr als zwei Millionen Besucher registriert. Die damals 1.500 Arbeiten umfassende Sammlung ist mittlerweile auf rund 12.000 Kunstwerke angewachsen und wird permanent im Rahmen von Wechselausstellungen an mindestens 14 Ausstellungsorten in ganz Europa präsentiert, so auch im jüngst errichteten Musée Würth France Erstein im Elsass in einer Konzerngesellschaft des Unternehmens.

Monografische Werkblöcke von bereits in den kunsthistorischen Kanon eingegangenen arrivierten Positionen wie beispielsweise von Max Ernst (1891–1976), Hans (Jean) Arp (1886–1966), Max Beckmann (1884–1950), Markus Lüpertz (*1941), Christo (*1935), Robert Jacobsen (1912–1993), Alfred Hrdlicka (*1928) oder Anselm Kiefer (*1945) stehen neben ­Arbeiten weniger etablierter Künstler. Die sich darin artikulierende Heterogenität, die sich durch die Konfrontation höchst konträrer Kunstrichtungen wie expressionistisch-figurativer und abstrakt-geometrischer Tendenzen ergibt, ist dabei explizit gewollt: »Ich sehe im Sammeln [...] unterschiedlicher Positionen keinen Widerspruch, solange für mich in den jeweiligen Werken Ausdruckswille, Tiefgang und eine gewisse Kraft erkennbar sind. Dann kann mich eine nach den ›Gesetzen des Zufalls‹ geordnete Collage von Hans Arp ebenso begeistern wie ein Kreissegment von Max Bill oder ein Spätwerk Pablo ­Picassos.«

Reinhold Würth gibt der Skulptur sowie vor allem der Malerei als Gattung aufgrund immanenter Qualitäten wie etwa des Reizes des Einzigartigen und Originären stets den Vorzug vor Kunstwerken aus dem Bereich der Neuen Medien. Obwohl er durch die lang anhaltende Beschäftigung mit bildender Kunst selbst zu einem Kenner auf diesem Gebiet wurde, verlässt sich die Sammlung Würth auch auf den Sachverstand eines Kunstbeirats, dem Werner Spies als Vorsitzender sowie Peter-Klaus Schuster, Christoph Becker, Fabrice Hergott und Thomas ­Gaehtgens als Experten angehören. Als Zeugnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit wurde erst kürzlich die Publikation Im Blick des Sammlers. Neuerwerbungen der Sammlung Würth von Kirchner und Schlemmer bis Kiefer veröffentlicht, zugleich Ausstellungskatalog zur Schau im Museum Würth in Künzelsau.3

Text: Sebastian Steinert 

hkunst.wuerth.com/de/museum-wuerth
Sammlung Wuerth
Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, Außenansicht

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Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, Innenansicht mit Blick in die Ausstellung David Hockney. Nur Natur