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Wael Shawky
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Al Aqsa Park, 2006

In seiner Computeranimation Al Aqsa Park zeigt Wael Shawky den auf dem Jerusalemer Tempelberg gelegenen Felsendom als ein aus den Angeln gehobenes Karussell, das sich blinkend um die eigene Achse dreht. Juden und Muslime erheben gleichermaßen Anspruch auf diesen heiligen Ort, an dem sich die Geschichte der drei abrahamitischen Religionen berührt. Indem der Künstler eines der zentralen Symbole des israelisch-palästinensischen Konflikts als Dreh- und Angelpunkt kontrollierter Unterhaltungsindustrie in Szene setzt, untersucht er das komplexe Zusammenwirken von Politik und Religion, Fundamentalismus und Kapitalismus, religiösem Ritual und medialer Verbreitung – und schafft gleichzeitig seine eigene, blasphemische Version von Mohammeds Himmelfahrt.

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The Cave, 2005

Das Video zeigt den Künstler, wie er durch die Gänge eines Hamburger Supermarkts schreitet und dabei in arabischer Sprache die 18. Sure des Koran rezitiert. Der Bildästhetik einer Nachrichtensendung folgend, trägt Shawky in einem ununterbrochenen Wortfluss die im islamischen wie christlichen Glauben verankerte Legende der Märtyrer von Ephesus vor, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden und in einer Höhle Zuflucht fanden. Nach 309 Jahren tiefen Schlafs erwachten sie schließlich in einer veränderten Welt, die vom christlichen Glauben dominiert war. In diesem hybriden Selbstporträt befragt der Künstler das Verhältnis von Religion und Kapitalismus sowie die Dialektik von Wissen und Macht. Aus der neutralen Position eines Nachrichtensprechers heraus stellt er der Dominanz der kapitalistischen Medien die religiöse Sprache entgegen.

Wael Shawky, * 1971 in Alexandria (ET), lebt und arbeitet in Alexandria (ET)

Wael Shawky, Al Aqsa Park, 2006
Computeranimation
(s/w, Ton)
30 min., Loop
Courtesy Wael Shawky

Wael Shawky, The Cave, 2005
Video (Farbe, Ton)
12:45 min., Loop
Courtesy Wael Shawky