Nira Pereg |
Sabbath 2008, 2008 Die Arbeit Sabbath 2008 dokumentiert die Schließung der ultraorthodoxen Viertel in Jerusalem am Vorabend des Sabbats. Mit der Erlaubnis von Polizei und Stadtverwaltung errichten die Anwohner für 24 Stunden temporäre Barrieren, um die Zufahrt zu diesen Gebieten zu versperren. Während dieser Stunden gelten hier die strengen Regeln des religiösen Ruhetags – die Stadt wird topologisch in zwei Städte verwandelt. Nira Pereg beobachtet dieses regelmäßig wiederkehrende Ritual der Grenzziehung und verweist auf dessen Konfliktpotenzial. Auf der Suche nach dem Individuellen innerhalb eines systematischen Rituals entwickelt sie hierbei ihr eigenes fotografisches bzw. filmisches Ritual. Durch die Präsenz der Barrieren entsteht das Porträt einer Stadt, in der sakraler und säkularer Raum strikt voneinander getrennt sind. Location 8 – Ramot Polin/Polish Hills, 2008 Mit ihrer Fotoserie Location 8 begibt sich Nira Pereg in das im Norden Jerusalems gelegene jüdisch-orthodoxe Viertel Ramot Polin – einem der Drehorte ihrer Videoarbeit Sabbath 2008. Ramot Polin wurde in den 1970er-Jahren von dem israelischen Avantgarde-Architekten Zvi Hecker entworfen und stellt einen der wenigen Versuche des staatlichen Ministeriums für Wohnungsbau dar, mit den standardisierten Konventionen der Architektur zu brechen und ein Viertel für eine religiöse Gemeinschaft zu errichten. Hecker entwickelte ein Bienenstock-ähnliches Formgefüge, welches beinahe ohne gerade Wände und Fenster auskommt. In ihren Fotografien untersucht Pereg das Verhältnis von Innen- und Außenraum, Fenstern und Wand, Menschen und Geometrie, und gelangt darüber zu einer Geschichte über einen Ort und seine Bewohner. Kept Alive, 2008 Die Fotografien mit dem Titel Kept Alive sind auf einem der größten Friedhöfe Israels, Har Meuchot (Mountain of Rest) entstanden. Der 1953 gegründete Friedhof ist an einem Berghang entlang der Side Road No. 1 gelegen und bildet eine eindrucksvolle Kulisse für die Hauptzufahrt nach Jerusalem. Der Friedhof erstreckt sich über 580.000 m2 und wird ständig erweitert, so dass es jederzeit möglich ist, Gräber zu reservieren oder zu kaufen. Reservierte Gräber werden häufig mit der Inschrift "Alive" oder "Kept Alive" markiert. Indem Nira Pereg die Gräber jener dokumentiert, die noch am Leben sind, aber bereits ein festgelegtes Territorium unter den Toten besitzen, führt sie in dieser Arbeit ihre Suche nach Zeichen von Individualität innerhalb eines sozialen Systems fort. Nira Pereg, * 1969 in Tel Aviv (IL), lebt und arbeitet in Tel Aviv (IL) Nira Pereg, Sabbath 2008, 2008 1-Kanal-Videoprojektion (Farbe, Ton) 7 min., Loop Courtesy Nira Pereg Produziert in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe Nira Pereg, Location 8 – Ramot Polin/Polish Hills, 2008 14 Fotografien (C-Print), je 60 x 80 cm Courtesy Nira Pereg Nira Pereg, Kept Alive, 2008 12 Fotografien (C-Print), je 70 x 100 cm Courtesy Nira Pereg
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