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Christoph Schlingensief

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Der König wohnt in Mir, 2008

Prophezeiung, Vergänglichkeit und Religiosität sind die Grundthemen, um die die Arbeit Der König wohnt in Mir des Aktionskünstlers und Regisseurs Christoph Schlingensief kreist. Auf einer roh gezimmerten Bühne verflicht er die filmischen und fotografischen Eindrücke einer Nepal-Reise mit dem gewöhnlichen Leidensweg eines (westlich sozialisierten) Kranken und führt den Betrachter durch eine mit medizinischen Requisiten ausgestattete Raumfolge: Beginnend im Wartezimmer, durchschreitet man das Arztzimmer, einen Operations- und einen Aufwachraum bis hin zum Abschiedsplatz. Neben Fotografien ist jedem Raum einer der sechs außen liegenden Video-Kamine zugeordnet, die Aufnahmen von Mönchen, Opferzeremonien, einer Ziegelei und einem Hospiz in Indien zeigen. Schlingensief selbst inszenierte sich darin als ein distanzierter Reisender – der er allerdings nicht lange blieb: Nur kurz nach seiner Rückkehr wurde bei ihm eine lebensbedrohliche Erkrankung diagnostiziert. Vorahnungsvoll endete schon der zuvor entstandene Parcours in einem Beuys-Raum (oder auch Befundzimmer), der sich auf dessen Installation zeige deine Wunde aus den 1970er-Jahren bezieht: Auch diese thematisiert Krankheit und Vergänglichkeit und ist zugleich Bekenntnis und Appell, da man, so Beuys, "die Krankheit offenbaren muss, die man heilen will".

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Drei Sonnen / Prozession, 2008

Christoph Schlingensief, * 24. Oktober 1960 in Oberhausen; † 21. August 2010 in Berlin

Christoph Schlingensief, Der König wohnt in Mir, 2008
Mixed-Media-Installation
4:44 min., Loop
Maße variabel (Raumensemble: 6,6 x 7,3 m, Kamine je 112 x 150 x 40 cm),
Fotografien: Aino Laberenz und Christoph Schlingensief, Videos: Christoph Schlingensief, Schnitt: Lilli Kuschel, Stefan Schmied und Christoph Schlingensief
Installationsansicht Kunstraum Innsbruck, 2008
Courtesy Christoph Schlingensief & Kunstraum Innsbruck, 2008
Foto: Leonard Schattschneider

Christoph Schlingensief, Drei Sonnen / Prozession, 2008
16-mm-Film digitalisiert (S/W, Ton)
4 min., Loop
Film: Christoph Schlingensief
Schnitt: Heta Multanen und Christoph Schlingensief
Courtesy Christoph Schlingensief