Greetings/Grüße
/// 1996 /// Interaktive Klangskulptur
/// Stephan von Huene


greetings


Die Beziehung von Mensch und Maschine, die Wahrnehmung und Interaktion mit dem Publikum spielt in Stephan von Huenes Arbeiten eine besondere, oft nicht vorhersehbare Rolle. Sei es durch Verwendung von Geräuschen, Stimmen, Schritten der Museumsbesucher (Text Tones) oder auch durch lautlose Bewegungen beim Betrachten von Installationen (TischTänzer, Lexichaos). Erst der Besucher bringt das „Theater der Maschinen“ (Achatz von Müller) zum Klingen. Stephan von Huene interessierte sich zeitlebens – neben dem Erforschen von Klang und Sprache, der Arbeit an den Grenzen von Kunst und Wissenschaft, den Funktionsweisen der Wahrnehmung und dem Zusammenspiel der Sinne – für eine Kunst, die mehr in der Erfahrung des Zuschauers, als im Kunstobjekt selbst liegt. Geht der Betrachter auf diese Klangskulptur zu, so wird sein Bild von hinten auf das lichtdurchlässige Fell der Trommel projiziert. Nähert er sich der Trommel weiter, versetzt ein gewaltiger Schlag auf die Basstrommel das Fell und das eigene, projizierte Spiegelbild in Vibration. Es ist, als fordere die Skulptur die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters, damit dieser sich selbst als Akteur in diesem mechanisch-synästhetischen System begreift. Der Betrachter sieht sich selbst in dem System, das er beobachtet. Er ist Teil des Systems, das er beobachtet. Diese kybernetische Rückkoppelung macht den Betrachter zum Inhalt dessen, was er sieht.

(Text: Thomas Thiel)

Stephan von Huene (*1932 in Los Angeles, + 2000 in Hamburg) studierte freie Kunst und Kunstgeschichte am Pasadena City College (1950–1953), an der University of California in Los Angeles (1952–1953 und 1963–1966) sowie am Chouinard Art Institute in Los Angeles (1955–1959). Ab 1964 fertigte er Assemblage-Bilder und skulpturale Objekte aus Holz und Leder. Seit 1967 Arbeit mit audio-kinetischen Skulpturen, Klanginstallationen und Maschinen-Körpern. Lehrte an Universitäten und Kunsthochschulen in Kalifornien. Für seine Arbeiten erhielt von Huene 1992 den Internationalen Siemens Medienkunstpreis des ZKM | Karlsruhe. 1993–1996 Professur an der Staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. 

 

Foto: Nachlass Stephan von Huene, Hamburg

Stefan von Huene, Greetings/Grüße, 1996, interaktive Klangskulptur, Trommel montiert auf Holzkasten, Schlägel, Mechanik, Videoprojektion, Nachlass Stephan von Huene, Hamburg