Production Limits2008 / Interaktive Nutzer-InstallationMartin Walde Vor einigen Jahren hinterließ ich meinen Daumenabdruck auf einem kleinen Wachswürfel (Halucigenia Products, 1993) und sagte: 'Das ist ein Sessel. Wenn mein Daumen nur groß genug wäre...' Die Maße des menschlichen Daumens waren in dieser Situation die deutlichste Fertigungsgrenze. Im Laufe der Jahre verstand ich, wenn ich mir den verwandelten Würfel anschaute, dass es hier um mehr ging als um die übliche Vergrößerung eines kleinmaßstäblichen Modells. Es ging, so dachte ich, um einen Schöpfungsmythos. Ich musste Würfel und Daumen nur während des Fertigungsprozesses vergrößern. Das Video (2007/2008) zeigt diese Entwicklung von der Realität zur Fiktion in einer großen Zoomaufnahme. Zuerst erscheint an der Wand ein kleiner, gelber Würfel – von oben bewegt sich ein Daumen in Lebensgröße in Richtung des Würfels nach unten. Genau in dem Augenblick, in dem der Daumen den Würfel berührt, vergrößert sich das Bild rasch und nimmt gewaltige Ausmaße an. Ein Riesendaumen drückt sich in den Würfel, bewegt sich wieder aus dem Bild heraus und hinterlässt eine Sesselform, die plötzlich groß genug ist, um sich darauf zu setzen. Auf einem großen Tisch in der Nähe des Videos liegen viele Tausend kleine gelbe Würfel bereit. An diesem Tisch hat man die Möglichkeit, seinen eigenen Abdruck vorzunehmen und ihn in einem kleinen Ofen zu härten. Dieser Vorgang nimmt ca. 15 Minuten in Anspruch. Die Installation trägt den Titel Production Limits (Fertigungsgrenzen). Der Würfel ist ein Geschenk. Die Videoaufnahme zeigt nur, was der Künstler aus dem kleinen Objekt gemacht hat. Das Publikum darf den Vorgang oder die mit dem Objekt verbundene Idee reproduzieren oder verändern. Bei der Herstellung der verschiedenen Elemente dieser Arbeit stellten die Fertigungsgrenzen bei jedem Produktionsschritt ein offensichtliches Hindernis dar – man musste dagegen ankämpfen, dass niemand solche Dinge wirklich braucht. Zum Beispiel musste die Firma, die das Material für die Würfel herstellt, Details an ihrem Fertigungsgerät verändern, um die Würfel in ihrem besonderen Format herstellen zu können. Und schließlich stießen wir bei der geeigneten Verpackung von zehntausend Würfeln an eine Fertigungsgrenze. Für jedes Detail mussten die Begrenzungen der Fertigungsnormen dargestellt werden. (Martin Walde) Martin Walde (geb. 1957, Österreich) Einzelausstellungen: 1984 Museum van Hedendaagse Kunst, Belgien 1989 Generali Foundation, Österreich 1996 Wiener Secession, Österreich 1999 Suitable Ideas, Lombard Freid Gallery, USA 1999 Releasing Senses, Tokyo Opera City Art Gallery, Japan 2001 Fuchu Art Museum, Tokyo, Japan 2001 NADiff, Japan 2002 clips of slips, Salzburger Kunstverein, Österreich 2003 Villa Arson, Frankreich 2003 Der Regen hat eine angenehme Temperatur, Städtische Galerie Nordhorn, Deutschland 2005 Martin Walde, Galerie im Taxispalais, Innsbruck, Österreich 2006 Humming, Kunsthaus Baselland, Schweiz 2007 Future Systems: rare moments, LENTOS, Österreich 2008 Halucigenia & More Galerie Krinzinger, Österreich · http://www.martinwalde.at/ © Foto: Philippe Batka Martin Walde, Production Limits, 2008, Interaktive Nutzer-Installation, HD-Video-DVD, Tische, Backofen, 10.000 gelbe FIMO Würfel, Courtesy Galerie Krinzinger |