ZKM | Media Museum, 18.06.2011–29.01.2012
Alvin Lucier
* 1931 in Nashua, New Hampshire, USA
Lebt in den USA

Werk in der Ausstellung:
· RPM's für Kenneth Levy zu seinem sechzigsten Geburtstag, 1987


RPM's für Kenneth Levy zu seinem sechzigsten Geburtstag, 1987
Das Auto als Symbol für Mobilität und Wohlstand erfährt in RPM's (rounds per minute) von Alvin Lucier eine Reduktion auf das Essenzielle: die Umdrehungen des Motors, den Klang des Motors. Das Auto ist in den Kontext einer Versuchanordnung gestellt, die den Klang des Motors untersucht, ihn überhaupt erst ins hörende Bewusstsein rückt. Der Motor wird zum Instrument, mit dem eine Komposition interpretiert wird. Die verbale Partitur ist simpel und konkret zugleich: Sie fordert die kontrollierte Betätigung des Gaspedals durch einen Musiker nach einem jedoch noch zu interpretierenden Muster. Eine Dramaturgie ist auf der Zeitachse festgelegt, die tatsächliche Zeit jedoch nicht.
Alvin Lucier steht mit dieser Komposition in der Tradition der amerikanischen Avantgarde der 1960er-Jahre, die sich in Abgrenzung zum europäischen Serialismus dem Experimentieren mit Klang und Raum widmete und neue Hörerfahrungen generierte. Dass sich der Interpret Michael M. Kasper dazu entschied, das Stück RPM's genau auf die Länge 4_33_ abzustimmen und damit dem wohl bekanntesten gleichnamigen Werk des Lucier-Freunds John Cage widmete, ist fast schon ein Paradoxon, denn Schweigen und Stille sind in RPM's inexistent, der Motor des Autos zieht sich in seiner gefühlvollen Variierung der rounds per minute deutlich vernehmbar durch. (Julia Gerlach)