Die zeitgenössische Kunst und das Problem veralternder Trägertechnologien. Ausarbeitung eines Forschungsprogramms für die Rechercheabteilung des Centre de recherche et de restauration des musées de France (C2RMF, Paris)
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde im Rahmen mehrerer Kolloquien und Publikationen zum Thema der Konservierung und Restaurierung zeitgenössischer Kunstwerke auf die Problematik von veralternden Technologien aufmerksam gemacht. Dieser sozialökonomische Prozess, dessen Auswirkungen und Dynamiken sich bei Weitem nicht auf den Bereich des Kulturerbes beschränken, verlangt hinsichtlich der Konservierung und Restaurierung die Ausarbeitung eines neuen Paradigmas, die Aktualisierung einer /adhoc/ Dokumentationsmethode sowie die Neubetrachtung des Zusammenwirkens von Kunst und Technik. Die moderne und zeitgenössische Kunst basiert auf einem grundsätzlichen Paradox: Zum einen verdankt sie ihre Verbreitung einer starken Emanzipationsbewegung, die eine Kanonisierung, Regelhörigkeit und im weiteren Sinne auch jede Form restriktiv wahrgenommener Spezialisierung und Meisterhaftigkeit ablehnt; zum anderen charakterisiert sie das radikale Fehlen von Begrenzungen hinsichtlich der Materialien, Verfahren und Techniken, was nicht nur zu einer Einbindung innovativster und neuster Techniken in den Herstellungsprozess der Werke führt, sondern auch zu einer Einbindung direkt in deren „Korpus" – ein bezeichnendes Beispiel ist der im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmende künstlerische Einsatz von Licht und Bewegung, oder allgemeiner gesprochen, sämtlicher audio-visueller Techniken.
Biografie Cécile Dazord bekam 1994 die Aggregation in klassischer Philologie und erwarb 2000 ein Diplom an der Pariser École nationale du patrimoine. Nach einer Vertretungsstelle im Picasso-Museum von Vallauris (2000) leitete sie von 2001 bis 2005 den Bereich für zeitgenössische Kunst im Straßburger Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. 2006 wird sie vom Centre de Recherche et de Restauration des Musées de France (C2RMF) für die Ausarbeitung eines speziellen Studien- und Forschungsprogramms zur Konservierung zeitgenössischer Kunst engagiert. Im Rahmen dieser Tätigkeit widmet sie sich insbesondere dem Problem der Veralterung von Technologien. Auf dem Weblog http://obsolescence.hypotheses.org werden regelmäßig Berichte über die Arbeit der Forschungsabteilung des C2RMF veröffentlicht. Die Gründung des französischsprachigen Zweigs des internationalen Netzwerks INCCA (International Network for the Conservation of Contemporary Art) im Jahr 2010 zeigt deutlich den Wunsch nach mehr internationalem Austausch in diesem Themenbereich: http://www.incca.org
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