il chat di urbino. Netzkunstaffairen Die Jahre 1999 bis 2010 Antje Eske und Kurd Alsleben [2010] Blick in die Kunstgeschichte ars sermonis ars sermonis ist eine Konversationskunst der griechischen und italienischen Antike. Gelegentlich nach dem Essen richtete man sich her, bekränzte sich, und wählte einen Moderator, der die Unterhaltung regulieren sollte. Es konnte ein Trinkgelage sein, wie die vielen einschlägigen Vasenmalereien im Britischen Museum zeigen. Aber andere kunstvollen Malereien zeigen auch die Unterhaltungen der ars sermonis. Claudia Schmölders schildert die ars sermonis als ein menschliches Gut, eine zweckfreie Form menschlichen Umgangs.[1] Sie sei ausgezeichnet durch Fröhlichkeit und rücksichtsvollen gegenseitigen Respekt, ihre Stillage erfreue (delectare) und versöhne (conciliare). Symposionale Heiterkeit, Freundlichkeit (comitas) und Aufrichtigkeit, Kunst der Andeutung, urbaner Witz, zwangloses Assoziieren kämen zusammen zu einer Rhythmik von Scherz und Ernst, von nachdenklicher, erholsamer, fröhlicher Rede. Inbegriff der Gesprächsregeln sei das Verbot der Rechthaberei.[2] Barock bis Rokoko: Salonkultur Unter den Musenhöfen der Renaissance treten die konversationellen Runden am Urbineser Hof hervor, in denen Elisabetta Gonzaga, die Herzogin, zusammen mit Frauen und Männern, Adeligen und Patriziern, zwischen 1503 und 1508 salonale Strukturen[3] entwickelte: regelmäßige Treffen, offiziöse[4] Runden, eine weibliche Salonière, ein männlicher Star und jener erotische Bogen zwischen Salonière und Star, der anregend auf die Beteiligten wirkte. Auch wurden in Urbino schon diverse konversationelle Spiele erdacht und erprobt, wie wir bei Baldessare Castiglione nachlesen können, der als Beteiligter diese Zeit in seinem Il Cortegiano[5] zwischen 1508 und 1516festgehalten hat. Diese in Italien aufgestellten Gesprächsregeln wurden stilbildend für das Europa des 17. Jahrhundert, denn Castigliones Cortegiano wurde in den 30er-Jahren des 16. Jahrhunderts ins Französische, Spanische und andere Sprachen übersetzt. Hundert Jahre nach Elisabetta Gonzaga eröffnete Catherine de Rambouillet im Pariser Stadtschloss, dem Hôtel de Rambouillet, den ersten französischen Salon. Weitere Salonièren wie Madeleine de Scudéry, Anne Marie de Montpensier, Ninon de Lenclos, Anne-Louise du Maine, Anne Thérèse de Lambert, Claudine Alexandrine de Tencin, Marie-Anne du Deffand, Marie-Thérèse Geoffrin, Emilie du Châtelet, Louise d’Epinay und Julie de Lespinasse folgten 200 Jahre lang mit wechselnden Facetten ihrem Beispiel.[6] 15 Jahre Spinnen am Computer Das erste Plakat, um das Seminar Spinnen am Computer anzukündigen, geht auf das Jahr 1992 zurück.[7] Eine Handspindel ist zu sehen und ein Zeitstrahl, der weit in die Vorgeschichte reicht. Die Handspindel war eine kulturbildende Erfindung der Frau. Unser Leben heute ist geprägt von der kulturverändernden Erfindung des Mannes, dem Computer. Diese beiden Fadenenden verknüpften sich im Seminar Spinnen am Computer von Antje Eske.
Abb. 1 Antje Eske, Erstes Seminar-Plakat Spinnen am Computer, 1992.
• Eine Vorgehensweise war, künstlerisch-konversationelles Material – initiiert von Frauen (historisch oder aktuell) – zu sammeln, um Zusammenhängen und Auswirkungen anhand von konversationellen Austauschen im Medienwechsel mittels der Programme HyperCard und HyperStudio näherzukommen. • In einer zweiten Vorgehensweise wurde Datenkunst als Metamorphose der historischen Konversationskunst erlebt, indem die historischen Konversationsspiele der Salonkultur und der Musenhöfe für den Computer adaptiert und in der Seminarrunde oder im Netz mit hinzu geladenen Beteiligten nachgespielt wurden. • Eine weitere Vorgehensweise im Seminar war die Auseinandersetzung mit dem Komischen mittels konversationeller Spiele. Es liegt nahe anzunehmen, dass die unscharfen Anfänge des heutigen Witzes in den Pariser Salons liegen, denn die wesentlichen Stilistika der Konversation waren, laut Claudia Schmölders, Witz/Esprit, zwanglose Assoziation und Lust am Erzählen und Räsonieren. Henri Bergson eröffnet eine Perspektive auf die soziale Bedeutung und Funktion des Komischen. Das Lachen wird bei ihm auch als soziale Geste verstanden den Belachten in den vertrauten Kreis zurückzuholen. • Die Auseinandersetzung über den Umgang mit dem Common Sense brachte das Spinnen-Seminar zu Dada und den Surrealisten. Dada ist eine grundsätzliche Revolte gegen die Konzepte der Kunst und Literatur, die zu Beginn des Ersten Weltkrieges verbindlich waren. Bei der anschließenden Bewegung des Surrealismus geht es um eine Auseinandersetzung mit den gewohnten Vorstellungen von Realismus, von Wirklichkeit. Sie birgt Möglichkeiten, den Common Sense beweglich zu halten und Spielräume zu finden für die Auseinandersetzung mit der herrschenden Meinung. il chat di urbino Die Sala delle Veglie im Palazzo Ducale, Urbino, war die Wiege europäischer Konversationskunst. Hier wurden die frühen berühmten, von Castiglione in seinem Il Cortegiano beschriebenen Konversationsspiele und Austausche von 1503 bis 1508 gehalten. Der urbino-chat vom Juni 1999, der unter 20 Chattern für eineinhalb Stunden längs der Sala delle Veglie stattfand, verkörpert den Anschluss der Netzkunst an die Kunstgeschichte. Er ist ein long-term network von Kurd Alsleben, Antje Eske, Matthias Mayer, Angela Mrositzki und anderen. • Unsere (K. A./ A. E.) erste Urbino-Reise im April 1998 löste einen Teil der Besessenheit unserer Motivation zu diesem Projekt aus. Uns begegneten eine Reihe ungewöhnlicher Eindrücke, die okkulte Züge annahmen: von plötzlichem hohen Schnee und Eisregensturm im italienischen Frühling bis zu einem terremoto [Erdbeben]. • Tatsächlich gestalteten sich die ersten Gespräche mit den italienischen Behörden zunächst zurückhaltend. Als die Soprintendenza des Palazzo Ducale sich anschickte, unsere Bitte abzulehnen, erreichte Angela Mrositzki, eine bei Urbino wohnende Künstlerin, kurzfristig einen Termin und wir machten, Hals über Kopf, unsere zweite Urbino-Reise. Direktor Dott. Paolo Dal Poggetto war im Gespräch interessiert und erteilte freundlich die Erlaubnis. • Während unserer dritten Reise richteten wir (A. E., K. A., Jonas Alsleben und Fritz Saalfeld) am 15. Juni zur rechten Zeit in der Sala den Chat ein. Das Wachpersonal, das uns schon kannte, stellte zwei Bänke zurecht. Nach einiger Zeit füllte sich der Raum mit Bekannten und Fremden und Unruhe. Antje Eske saß an der Tastatur. Unsere Chat-Anregung war ein Konversationsspiel, das vor 500 Jahren auch in der Sala gespielt wurde: JedeR solle die angenehmsten und besten Eigenschaften seiner/s Liebsten nennen und auch die gerade noch tolerierbaren. Die erwartbare Diskursivität haben wir versucht, durch „Reimform“ zu vermeiden. Nachfolgend ein kurzer Chat-Auszug: ... In_urbino freut sich an diesen sphaerischen dreiecken. Wo bleibt denn die liebste in diesem spiel? Die kecken Dreinen OHNE Flecken?? Das sind keine dreiecke, sondern quadrate. Dann sinds kreise! Nach 500 jahren wurde es zeit. Das denke ich auch, wir sind bereit. Meine liebste ist wirklich sehr gescheit! Meine liebste auch, da sind wir zu zweit. Ist sie allzeit bereit? zum chatten? Da moecht ich meinen hut fuer verwetten. Sie liebt das gespraech, nicht den chat Das klingt nach kletten, aber auch dieses ist nett. ...
il chat die Urbino, Sala delle Veglie, Palazzo Ducale, Urbino, 1999. Swiki (2001) Nach über einem Jahrzehnt Austausch im Local Area Net (LAN), den Diskettenaustauschen per Post und den IRC-Chats arbeiteten wir, nachdem im urbino-chat die Netzkunst an die Kunstgeschichte angeschlossen war, an einer Aufarbeitung. Angestrebt war, die vielfältigen Bereiche zusammen mit anderen im Netz zu untersuchen und zu beschreiben. Auf der Suche nach einer passenden Netzplattform überraschte uns Ende 2000 Julian Rohrhuber mit der Nachricht, der Swiki, eine Variante des Wikis, sei das Richtige für uns. Auf dem Server der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) richteten Tilo Kremer und er 2001 die Netzplattform ein, auf der wir den urbino-chat-replay mit dem Istituto Italiano in Hamburg vorbereiteten und den Bilderchat entwickelten. Wir schlossen – nachdem die Aufarbeitung des Netzkunstbereiches als NetzkunstWörterBuch in Buchform erschienen war – mit der Thematik auf einer Plattform im Swiki an. Auch die Ausstellung Mutualité. Kurd Alsleben und Antje Eske. Von der Computerzeichnung zur Netzkunstaffaire 1961-2006 in der Kunsthalle Bremen wurde hier begleitend dokumentiert. urbino-chat-replay 2001 fand im Istituto Italiano di Cultura Hamburg ein urbino-chat-replay statt. Wir, A. Eske und K. Alsleben, hatten dort zu vis-à-vis- und Internet-Konversationen eingeladen. Der hamburger urbinochat reply rekapitulierte an drei Abenden il chat di urbino von 1999. An den Abenden stellten wir auch das gerade erschienene NetzkunstWörterBuch vor und übergaben Exemplare an die Autoren, von denen viele gekommen waren. Es wurde vermittelt, konversiert, eine Videodokumentation angesehen und neu experimentiert. NetzkunstWörterBuch Vom NetzkunstWörterBuch existieren zwei unterschiedliche Versionen seit 2001. I. eine Buchfassung NetzkunstWörterBuch[8] II. eine sich entwickelnde Plattform im Netz[9] I. Die Buchfassung entstand, als der erste Ansatz zur Version II, der sich ausschließlich im Netz entwickeln sollte, damals misslang. Sie umfasst Beiträgen von etwa 30 NetzkünstlerInnen und 10 Gelehrten, Frauen und Männern, zu kunsthistorischen, netzkünstlerischen, netztechnischen und anderen Zusammenhängen. Die AutorInnen gehören mit einem Altersunterschied zwischen 18 und 80 Jahren unterschiedlichen Generationen an. Es ist ein über 600 Seiten starkes Nachschlagewerk. Das Buch ist experimentell, selbst Teil einer künstlerischen Praxis und wurde schon einmal upgedatet. II. http://netzkunstwoerterbuch.de ist ein eigenständiges Informationement im Netz. Jeder, der sich berufen fühlt, kann im Swiki beitragen – ausführlich bei Matthias Weiß beschrieben.2 Über ein halbes Jahrzehnt lief die Entwicklung ohne Passwort. Nachdem hier Ende 2006 eine maschinelle Verwüstung von außen stattgefunden hatte, haben wir ein Passwort eingerichtet und zusätzlich offene Textfelder. Eine Übereinstimmung mit dem Buch besteht nicht. Serverfestival in Kassel, Weimar und Hamburg Sascha Büttner: „im februar 2002 trafen sich in kassel zehn menschen, die sich von dem begriff ‚serverfestival’ angezogen fühlten, und die mit anderen darüber diskutieren wollten. das treffen endete mit der erkenntnis, dass keiner weiß, was ein ‚serverfestival’ ist, aber dass es stattfinden wird. im sommer 2002 fand das ‚erste serverfestival’ statt. an verschiedenen orten fanden ereignisse statt, wobei dortmund (mathias weiß) einen gewissen focus darstellte. in der diskussion tauchte immer wieder die frage auf, ob das ‚sf’ nicht ein permanent stattfindendes ereignis sei. diese these zielte auf zwei wesentliche merkmale des ‚sf’ ab: zum einen der technische aspekt (server schlafen nie) und zum anderen der versuch, webbasiertes handeln als permanenz zu begreifen, welches sich nicht auf ein zeitfenster beschränken lässt ... wichtig war und ist, netz(kunst) nicht auf das internetz zu reduzieren, sondern als eine kunst zu begreifen, die in einem netzwerk bzw. durch ein solches entsteht.“[10] Auch beim folgenden ‚Serverfestival’ in Weimar waren wir (Kurd Alsleben, Antje Eske) dabei und organisierten anschließend ein weiteres Treffen in der Hamburger Kunsthochschule an der auch Heidi Salaverría, Stefan Beck, Heiko Idensen, u. a. teilnahmen. Bilderchat (2001 bis heute) Bilderchatten ist ein konversationelles Spiel. Im Zusammenhang des urbino-chat-replay entstand als eine weiterführende Austauschmöglichkeit der Bilderchat, den A. Eske, Yvonne Fietz, Tatjana Beer u. a. entwickelten und der seit der Zeit einmal pro Woche regelmäßig über eine Stunde bis heute läuft. Disketten- und LAN-Austausche gezeichneter und illuminierter HyperCard- und HyperStudio-Austausche, wie sie von 1987 bis 2007 Kurd Alsleben und Antje Eske mit Studierenden der HFBK geführt haben, sind die Vorläufer dafür. Unter der URL http://swiki.hfbk-hamburg.de:8888/Netzkunstaffairen/51 sind die Bilderchats seit Ende 2006 zu finden. Georg Nees, ein früher Computerkünstler, der zum festen Kern des Bilderchats gehört, beschreibt ihn so: „Funktionell ist der Bilderchat ein Reiz-Reaktionsschema: Das Bild oder ein nachfolgender Text oder ein Teil oder eine Kombination davon wirkt als Reiz auf die Chatter. Die Wirkung des Reizes sind Assoziationen, die vom Chatter in eine neue Nachricht umgesetzt werden. Eine dieser Nachrichten erscheint als erste auf dem Bildschirm. Sie setzt die Reiz-Reaktionskette fort. In der Regel bleibt der Urheber einer Nachricht anonym, es sei denn, er outet sich oder wird durch einen Mitchatter identifiziert vielleicht anhand eines Charakteristikums. Dies ist auch eine Frage, wie weit der Bildchatter ebenso wie der Textchatter sich aus der Deckung wagen.“[11] – sich also exponieren, d. h. sich den Anderen in ihrer EigenArt und Anderweite zeigen.[12] Aktuelle Netzkunstaffairen Siebenundzwanzig Bremer Netzkunstaffairen Wenn wir, zusätzlich zur Werke schaffenden Kunst, vom Begehren des Künstlers nach Botschaft, von Kunst als Austausch sprechen – das ist Kunst ohne Publikum und ohne Werkproduktion –, so führten wir mit den Siebenundzwanzig Netzkunstaffairen in der Kunsthalle Bremen diese Position aus. Von der alten Kunstgeschichte bis zur autonomen Kunst fehlt es nicht an Referenzen für Künste des Austausches. In der Gegenwart reüssiert die Netzkunst. Seit der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat die Künstler hervorragend der Gedankensinn, wie Hans Jürgen Scheurle ihn nennt, beschäftigt, wofür beispielhaft Marcel Duchamp stehen kann. Im Zusammenhang mit den Netzen, dem Austausch gewinnt die Kunst von Neuem einen Sinn, den Sozialitätssinn.[13] Er beschäftigt die Netzkunst, der sozial-ästhetische Austausch von Ideen, subjektiven Bedeutungen und Empfindungen (Social Software u.a.) – und meint nicht den Diskurs und die Rhetorik, die überzeugen will. So handelnde Netzkünstlerinnen und Netzkünstler im Internet und/oder vis-á-vis sind keine Produzenten von Kommunikationen, auch keine Koproduzenten, auch keine Moderatoren. Sie begehren selbst Botschaft – nicht die agitatorische oder die öffentlich herrschende, den Common Sense, dem sie teils durch Gewalt oder subtile Gewalt, teils als letztem Halt unterliegen – sondern sie begehren offiziöse Botschaften, die sie beim Austausch unter anderen, den anderen gleich, mit gesundem Menschenverstand abschätzen können. Das heißt, eine Entwicklung von Austausch, wie der Alltag ihn in Netzen oder vis-á-vis kennt, zu emanzipierender Kunst. In der Reihe Archäologie der Computerkunst lud uns Wulf Herzogenrath zu einer Ausstellung 2006/2007 in die Kunsthalle Bremen ein: Mutualité. Von der Computerzeichnung zur Netzkunstaffaire 1961—2006. Die Ausstellung fokussierten wir auf die Exemplifikation der Kunstaffairen mit Freundinnen, Freunden und Museumsbesuchern im Internet und vis-á-vis. Vom Verlauf der Affairen wurden nicht regelmäßig Mitschnitte gemacht, Beteiligte berichteten und reflektierten nachträglich in dem Buch: Siebenundzwanzig Bremer Netzkunstaffairen den vielfältigen Austausch.[14] Terpsichore (2008/2009) Das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe richtet uns und unseren FreundInnen für die Zeit von Oktober 2010 bis Januar 2011 unter dem Titel Konversationskunst. Kurd Alsleben, Antje Eske und Freunde ein Konversatorium mit 16 Konversationen sowie Ausstellung ein. Margit Rosen überbrachte uns die Nachricht im Frühjahr 2008, während unseres gemeinsamen Besuches bei Manfred R. Schroeder in Göttingen. Der damalige Arbeitstitel hieß Social_Software_Künste. Uns war die Wartezeit bis zum 16. Oktober 2010 zu lang und wir beschlossen, das Konversatorium sogleich zu beginnen, indem wir nacheinander im Internet und an acht verschiedenen Orten, mit Freundinnen und Freunden zum Teil mehrtägige Kunstaffairen anbahnten: • Erstes Treffen bei Matthias Lehnhardt in der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) am Sonntag, den 7. Dezember 2008. • Zweites Treffen bei Martin Warnke im Rechenzentrum der Universität Lüneburg am Sonnabend, den 14. Februar 2009. • Drittes Treffen mit Michael Kress im Künstlerhaus FRISE, Hamburg-Altona, am Freitag, den 27. Februar, Samstag, den 28. Februar und Sonntag, den 1. März 2009. • Viertes Treffen bei Sascha Büttner im 7 Sinne und im Maldaner, Wiesbaden, am Sonntag, den 15. März und Montag, den 16. März 2009. • Fünftes Treffen bei Stefan Beck im multi.trudi, Frankfurt, am Samstag, den 2. Mai und Sonntag, den 3. Mai 2009. • Sechstes Treffen bei Rainer Groh in der Technischen Universität Dresden am Mittwoch, den 17. Juni 2009. • Siebtes Treffen bei Assunta Verrone und Peter Nickl im Studio Artistico, Hannover, am Freitag, den 7. August 2009. • Achtes Treffen bei Julia Bonn im Einstellungsraum e.V., Hamburg, am Freitag, den 2. Oktober 2009. Wir dokumentierten sie als Beteiligte je in einem Heft für das spätere Konversatorium im ZKM. Diese 9 Hefte nannten wir Terpsichore nach der antiken Muse des Reigens.[15] Die Fazilität, ein Konversatorium unter Menschen anzubahnen, liegt im Zurückweichen der herrschenden Semantik von der Mensch-Maschine-Interaktion. Diese epochale Veränderung bewirkte das Social Web mit seiner sehr schnellen Ausbreitung. Für die Künste ist das eine Kairos-Situation, ihre substantielle Menschen zu Menschen Beziehung wahrzunehmen, um diese zu kultivieren.
[1] Claudia Schmölders, Die Kunst des Gesprächs. Texte zur Geschichte der europäischen Konversationstheorie, Deutscher Taschenbuch-Verlag, München, 1979. [2] Kurd Alsleben und Antje Eske (Hg.), Ein Gespräch zwischen Datenkunst und Informatik über CSCW und telematische ars sermonis, edition kuecocokue, Hamburg, 1992, S. 278–279. [3] Salonièren wurden Damen der Gesellschaft genannt, die einen Salon hielten. Hier trafen sich zu einem „Jour fixe“ wöchentlich Habitués. [4] Der Begriff „offiziös“, mit der Bedeutung zwischen „privat“ und „öffentlich“, wurde von Claudia Schmölders 1993 geprägt, während ihrer Seminare als Gastprofessorin an der HFBK Hamburg, wo sie auf Einladung von Kurd Alsleben, Matthias Lehnhardt und Antje Eske unterrichtete. [5] Baldassare Castiglione, Der Hofmann. Lebensart in der Renaissance, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, 1996. [6] Antje Eske, Die Verbindung von Social Web und Salonkultur. 13 Salonièren, edition kuecocokue und BoD, Hamburg und Norderstedt, 2010. [7] Antje Eske, Spinnen am Computer, dtp/Hochschule für bildende Künste (HFBK), Hamburg, 1995. [8] Kurd Alsleben und Antje Eske, NetzkunstWörterBuch. edition kuecocokue und BoD, Hamburg und Norderstedt, 2001. [9] Matthias Weiß, Netzkunst. Ihre Systematisierung und Auslegung anhand von Einzelbeispielen, VDG, Weimar, 2009. [10] Sascha Büttner, in: Kurd Alsleben und Antje Eske (Hg.), Mutualität in Netzkunstaffairen, edition kuecocokue und BoD, Hamburg und Norderstedt, 2004, Absatz 304. [11] Georg Nees,in: Kurd Alsleben und Antje Eske (Hg.), Siebenundzwanzig Bremer Netzkunstaffairen, edition kuecocokue und BoD, Hamburg und Norderstedt, 2008, S. 29 und S. 86–89. [12] „Anderweite“ ist ein Begriff, den Kurd Alsleben zwischen1970 und 1980 eingeführt hat. Er hebt nicht das Anderssein der Anderen hervor, sondern die bestaunenswerte Anderweite, die Weite der Möglichkeiten des Anderen. In diesem Sinne ist auch das Wort „EigenArt“ zu verstehen und nicht im Sinne von eigenartig/seltsam. [13] Der „Sozialitätssinn“ kann als naturwissenschaftliches Pendant zum philosophischen „Gemeinsinn“ verstanden werden. [14] Kurd Alsleben und Antje Eske (Hg.), Siebenundzwanzig Bremer Netzkunstaffairen, edition kuecocokue und BoD, Hamburg und Norderstedt, 2008. [15] Kurd Alsleben und Antje Eske (Hg.), Terpsichore, edition kuecocokue und BoD, Hamburg und Norderstedt, 2010.
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