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Medium Religion / Dokumentarische Installationen / Miuccia Prada / Katie Grand
 
prada
True Faith, 2008

Diskussionen zum Laizismus wie zuletzt jene über das sogenannte deutsche "Kopftuchurteil" aus dem Jahre 2003 zeigen zum einen das politische Konfliktpotenzial, das sich allein durch das Tragen von bestimmter Kleidung eröffnen kann. Zum anderen war Kleidung schon immer Ausdruck sozialer Zugehörigkeit und sichtbares Medium weltanschaulicher Überzeugungen. Das Tragen eines uniformen Ordensgewandes wie etwa eines Nonnenhabits diente nicht zum Ausdruck von Individualität, sondern als Zeichen der Gemeinschaftszugehörigkeit zum Orden und eines einfachen, gottgeweihten Lebens. Kleidungsvorschrift war daher eine farb- und schmucklose Tracht aus bescheidenem Stoff wie Baumwolle oder Leinen.
Miuccia Prada, studierte Politikwissenschaftlerin und Chefdesignerin ihres renommierten italienischen Modeunternehmens, kombinierte nun elegant-luxuriöse Haute-Couture-Materialen wie edle Spitze und Brokat mit religiöser Formensprache. Ihre Inszenierung von sechs Nonnen für die Titelseite des britischen Fashionmagazins POP ist gleichermaßen avantgardistischer Kunstgriff wie Symptom des aktuellen Trends zu modischer Frömmigkeit. Daran schließen die Modefotografien der britischen Stylistin Katie Grand an, die in der Tradition der blasphemischen Verwendung religiöser Elemente in der Kultur des Mainstreams durch Popstars wie Madonna oder Boy George stehen.

Miuccia Prada, * 1949 in Mailand (I), lebt und arbeitet in Mailand (I)


Miuccia Prada, True Faith, 2008
Concept, Styling und Casting: Miuccia Prada
Fotografien von Sebastian Faena
Verantwortliche Redakteurin: Katie Grand
POP Magazine, issue 19, Sept. 2008, 6 covers, S. 201–209

Katie Grand, Nun Head, 2008
Fotografien von Sebastian Faena
Redaktion Mode: Katie Grand
POP Magazine, issue 19, Sept. 2008, S. 210–239