(*1969), lebt und arbeitet als Kuratorin in Nijmegen.
Welche Orte, Personen oder historischen Ereignisse haben Sie in Deutschland besonders geprägt und warum? Kalkar am Niederrhein - ein beeindruckendes mittelalterliches Städtchen mit integrierten Kriegsschäden. Höhepunkt ist die mit grandiosen spätgotischen Schnitzaltären ausgestattete Kirche St. Nikolai. Die Wurzel Jesse dort ist atemberaubend fein geschnitzt und die vielfigurige Kreuzigungsszene des Hochaltars bot uns Kindern ein bewegendes Drama. Maria Magdalena von Arnt van Tricht war die Schönste im ganzen Land. Die außerordentliche Qualität der zahllosen Skulpturen konnten wir nicht einschätzen, sie hat uns trotzdem begeistert. Zur gleichen Zeit begannen in Kalkar die Demonstrationen gegen den Schnellen Brüter. Zehntausend Antiautoritäre, die mir wie vom anderen Stern erschienen - eine vielfigurige Szene auf den weiten Rheinwiesen, vor der Kulisse der gigantischen Kühltürme. Die Energie der künstlerischen und politischen Äußerungen machten Kalkar für mich zu einem utopischen Ort. Vor kurzem hat man die seit der Bauzeit klaren Kirchenfenster in St. Nicolai durch farbig designte ersetzt. Der Schnelle Brüter dient heute als Entertainment-Park KernwasserWunderland.
Welche Standortfaktoren bilden oder fördern den Nährboden für gute Kunst? Preiswerte Atelier-Mieten, Bibliotheken oder gewichtige Museumssammlungen geben natürlich Impulse, jedoch kann gute Kunst überall entstehen. Wie z.B. im Bereich der Architektur auch, brauchen wir Menschen, die die Kraft haben, Qualität zu unterstützen.