Von Petrarca zu Facebook – einige Anmerkungen zur Celebrity-Kultur
Prof. Dr. Hubert Burda

Eine Celebrity-Kultur gab es eigentlich schon immer. Wer sich etwa – so wie ich bei der Gründung des gleichnamigen Preises – mit Petrarca beschäftigt, wird bemerken, welche Bedeutung er großen Männern eingeräumt hat. Ihn interessierten die „Viri illustres“ – die berühmten Männer, deren Leben ihm um vieles spannender schien als das vieler seiner Zeitgenossen. Doch schon in der Antike widmete man sich am liebsten den Menschen, die Ruhm sammeln konnten – und die daher berühmt waren. Dabei gab es sogar bereits ähnliche Wege wie in der Moderne, Ruhm zu verkünden und zu mehren. So ließ Augustus sein Porträt auf die Münzen prägen, damit sich jeder ein Bild vom Kaiser machen konnte. Er nahm also vorweg, was Andy Warhol, der große Motor der heutigen Celebrity-Kultur, fast zweitausend Jahre später auf die Formel brachte: „Images need to be shared“.

Aber auch das, was wir heute Kunst nennen, hat viel mit dem Aufstieg neuer Familien zu tun, der um 1400 in Siena und Florenz erfolgte – mit den Karrieren der Medici, der Pazzi, der Rucellai. In der Medici-Kapelle ließ sich eine Familie erstmals zusammen mit den Heiligen Drei Königen abbilden, um so am Ruhm der heiligen Geschichte teilhaben zu können.

Kaum später ist nördlich der Alpen Kaiser Maximilian darauf bedacht gewesen, den Anspruch seines Hauses über alle anderen Fürstenhäuser zu stellen. 1512 beauftragt er Albrecht Dürer, in Analogie zu einem antiken Triumphbogen eine „Ehrenpforte“ aus fast 200 großen Holzschnitten anfertigen zu lassen.

Wieder ein Jahrhundert später inszenierte und zelebrierte Ludwig XIV. seinen gesamten Tagesablauf, vom morgendlichen Aufstehen bis zum abendlichen Zu-Bett-Gehen. So wurde jeder Moment seines Lebens Teil eines Rituals, mit dem der Herrscher sich zur öffentlichen Person machte.

Später vollführte auch Napoleon keine großen Taten, ohne dass diese nicht festgehalten wurden. Allein von der Überschreitung der Alpen am Großen Sankt Bernhard musste der Maler Jaques Louis David mindestens fünf Varianten erstellen, um die heroische Leistung des Kaisers allgemein bekannt zu machen.
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