Das virtuelle Museum
/// 2007 /// Interaktive Nutzer-Installation
/// Martin Burckhardt



Die Logik ist bekannt. Ein 3D-Raum, wie man ihn aus vielen Online-Computerspielen kennt, ein Avatar, in dessen Haut man die Landschaft hinter dem Schirm erkundet. Nur laufen in diesem Fall die Regeln des Spiels nicht darauf hinaus, dass der Nutzer seine Gefechtsbereitschaft unter Beweis stellt, sondern sie bleiben im Wesentlichen ihm selbst überlassen. Denn der virtuelle Raum ist ein Museum, das die Nutzer nach Belieben selbst ausstatten können: mit Texten, Bildern, Tönen oder Filmen – und natürlich mit Kommentaren zu alledem. Der „mündige Verbraucher“ ist Programm, und es gibt keine Instanz mehr, die vorgibt, was museumswürdig ist und was nicht. Es geht nicht darum, eine neue Kunststätte in Szene zu setzen, sondern eine Welt zur Kenntnis zu nehmen, die sich selbst produziert. Das Hauptangebot dieses Raumes ist die Freibeweglichkeit. Seine Bewohner werden über Chat, Mail oder Internettelefonie miteinander in Verbindung treten können.
Die Virtualisierung des Raums macht jedoch nicht hinter dem Schirm Halt. Denn die wirklichen Museumsbesucher können ihrerseits beobachten, wie ihre elektronischen Schatten – zu Computerfiguren mutiert – in diesen virtuellen Raum transponiert werden und wie sie sich dort mit den virtuellen Museumsbesuchern – den Internetusern aus aller Welt – treffen.
(Text: Martin Burckhardt)

Martin Burckhardt (*1957 in Fulda) Kulturtheoretiker und Medienkünstler, lebt in Berlin. Neben der künstlerischen Arbeit Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen. Als Monografien erschienen u.a. Metamorphosen von Raum und Zeit (1994), Vom Geist der Maschine (1999), Die Scham der Philosophen (2006). Seit 2000 setzt er sich intensiv mit Spielprogrammierung auseinander – mit einem Schwerpunkt auf Online-Kommunikation. 

 

Martin Burckhardt, Das virtuelle Museum, 2007, interaktive Nutzer-Installation, Leihgabe des Künstlers