Phenotypes/Limited Forms /// 2007 /// Interaktive Nutzer-Installation /// Armin Linke
Armin Linkes Installation Phenotypes/Limited Forms setzt sich mit der öffentlichen Nutzbarmachung seines online-Fotoarchivs auseinander. Als interaktives Internetprojekt Book on Demand wurde das Fotoarchiv bereits als Teil der Utopia Station auf der Biennale di Venezia 2003 präsentiert. Linkes online-Archiv enthält fotografische Aufnahmen von Orten in Nigeria, China, Zypern, vom G8-Gipfel in Genua, einem NASA-Stützpunkt in Kalifornien oder der documenta etc. Im Mittelpunkt von Phenotypes/Limited Forms steht weniger die museale Rekonstruktion eines technologisch-virtuellen Verfahrens (Book on Demand), sondern vielmehr ein poetischer Transfer. Phenotypes/Limited Forms tritt aus der Virtualität des Internets heraus, indem das räumliche Ausstellungsdesign zugleich den Prozess einer aktiven Auseinandersetzung mit Bildwissen in den physischen Raum transportiert. Die Installation besteht aus zwei Displays, einem Wandregal, an dem die Besucher etwa 1000 Fotografien individuell sichten, gruppieren und auswählen können sowie einem Tisch, auf dem die individuelle Fotoauswahl jedes Besuchers mit Hilfe von RFID-Chips eingelesen und mittels Touchscreen betitelt sowie direkt als Leporello zum Mitnehmen ausgedruckt wird. Während der Besucher seinen selbst produzierten Katalog aus dem Museum mitnimmt, wird der von ihm vergebene Titel Teil der Installation und erscheint mit allen anderen schon bestehenden Titeln als Projektion im Ausstellungsraum. Phenotypes/Limited Forms widersetzt sich dem im Museum üblichen „Nicht-berühren“, der auktorialen Position des Künstlers wie auch Kurators und der Fixierung des Kunstwerks als fertig produziertes Präsentationsobjekt. Da jeder Besucher seine eigene Auswahl am Arbeitstisch treffen kann, wird er zum Kurator auf Zeit. Linke lässt die Besucher nicht konsumieren, sondern bewusst und aktiv selbst entscheiden. In Phenotypes/Limited Forms transferiert Linke seine Arbeitssituation in den Ausstellungsraum. Die Idee der Masse und des Fragments, des Archivs und der Sammlung sowie der Katalogisierung und der Verbindung unterschiedlicher Bilder lassen sich in der Installation erfahren. Gleichzeitig funktioniert die Installation als Labor, in dem Linke die Wertigkeit unterschiedlicher Bildqualitäten prüft und jedes Bild für den Test durch den Besucher freigibt. Die Arbeit ist das Ergebnis einer mehr als einjährigen Kooperation zwischen Armin Linke (Professor für Fotografie, HfG Karlsruhe), Wilfried Kühn (Professor für Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis (HfG Karlsruhe), dem ZKM | Karlsruhe (Peter Weibel) und dem Sony Computer Science Laboratory Paris (Peter Hanappe).
(Text: Doreen Mende)
Armin Linke (*1966, Mailand) arbeitet als Fotograf und Filmemacher an einem ständig wachsenden Archiv über menschliche Aktivitäten und unterschiedlichste natürliche und von Menschen geschaffene Landschaften. Sein Ziel ist es Szenen festzuhalten, in denen die Grenze zwischen Fiktion und Realität verwischt oder sogar unsichtbar wird. Zur Zeit hat er eine Gastprofessur an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.
Konzept und Entwicklung: Peter Hanappe Grafik-Design der Website, des Print-Objekts und typografische Umsetzung in der Installation: Alex Rich. Curatorial Design: HfG Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe Wilfried Kühn, Professor für Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis, HfG Karlsruhe Doreen Mende, Lehrbeauftragte für kuratorische Praxis Nina Beitzen, Lehrbeauftragte für Ausstellungsdesign Samuel Korn, Tutor für Phenotypes/Limited Forms Studenten: Elena Bozhikova, Katharina Domokosch, Wolfram Glatz, Samuel Korn, Kristina Moser, Steffen Oestreich, Sophie Remig, Felix Vogel, Sarah Waldschmitt, Alice Wilke. Sony Computer Science Laboratory Paris, with support from EU IST project TAGora (FP6-2005-IST-5) Armin Linke Studio archive coordination: Elisa Scaramuzzino, Brada Barassi Filemakerstudio archive software engineering: Luigi Corte Rappis On demand publishing project: a+mbookstore edizioni, Milano Offset digital printing: Graphistudio, Pordenone Web host service: Sideralia www.sideralia.it Special thanks to Anna Rimoldi, Francesco Mattuzzi, Amedeo Martegani, Anselm Franke, Stefano Mirti, Luc Steels