FilmraumZKM | Zentrum für Kunst und MedientechnologieIn der Ausstellung YOU_ser 2.0: Celebration of the Consumer werden primär Installationen gezeigt, welche die Optionen einer personalisierten Technologie für die Emanzipation der Subjekte und die Demokratisierung der sozialen Systeme aufzeigen. Die kritische Perspektive auf die Verwandlung des Konsumenten zum Nutzer, also die Vermutung, dass der Einsatz von avancierter Technologie – der früher zur Kolonialisierung von Völkern und Nationen und zur Errichtung von politischen und kulturellen Imperien diente – heute der Kolonialisierung des Konsumenten und der Errichtung transnationaler Finanzimperien dienen könnte, wird in einer Auswahl von Dokumentar- und Essayfilmen präsentiert, welche die "Gesellschaft des Spektakels" (Guy Debord) und die auf ihr aufgebaute "Ökonomie des Begehrens" (Peter Weibel) untersuchen. Bekannte Philosophen wie Noam Chomsky, Guy Debord, Jacques Derrida, Antonio Negri, Slavoj Žižek analysieren makroskopisch die politischen und kulturellen Folgen der Verwandlung der Welt in ein globales Warenhaus. Ein eigener Film ist den Strategen der Verführung gewidmet und erzählt am Beispiel des Neffen von Sigmund Freud, Edward Bernays, einem der bekanntesten und Werbe- und Werbekampagnenberater in den USA, der als erster psychologische Techniken in der Werbung einsetzte, von den Anfängen des modernen Konsumverhaltens. (The Century of the Self, Regie: Adam Curtis, 2002) Aber auch eine mikroskopische Sicht auf die Welt des Warenfetischs, die Medienmassage der Massen und auf die dunklen Seiten der Handelswelt wird gewährleistet. Die "Schöpfer der Einkaufswelten" (Harun Farocki) kommen ebenso zu Wort wie deren Kritiker (Hubert Sauper). Das Wechselspiel zwischen Strategien der Verführung und Strategien der Ausbeutung, von Wunschwelt und Konsumwelt, von Fortschritt und Rückschritt, von Wertschöpfung und Wertvernichtung, von Weltschöpfung und Weltvernichtung, von Freiheit und Terror, von Macht und Ohnmacht wird in Wort und Bild bewusst gemacht. Drei Filme beschäftigen sich daher damit, dokumentarisch aufzuklären wie große Firmen und Banken die Ernährungsindustrie steuern und wie diese wiederum unsere Essgewohnheiten zentral beeinflussen, also unser Konsumverhalten bzw. unseren Konsumzwang steuern. Septemberweizen (Regie: Peter Krieg, 1980) heißt der mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnete Dokumentarfilm über den Hunger als kalkulierter Faktor im Weizengeschäft. In Super Size Me (Regie: Morgan Spurlock, 2004) wird der Regisseur selbst zum Versuchskaninchen indem er sich 30 Tage lang ausschließlich von McDonald's Produkten ernährte. Während dieser Zeit fuhr er herum und befragte Experten – Ärzte, Lehrer, Politiker – zum Thema "Fast Food". Die Produkte dieser Branche sollen in den USA jährlich 150 Milliarden US-Dollar umsetzen während die Fettleibigkeit die Ursache von jährlich 300.000 Toten sei und 117 Milliarden US-Dollar an medizinischen Kosten verursache. In WE FEED THE WORLD (Regie: Erwin Wagenhofer, 2005) sehen wir die Spur unserer Lebensmittel in Frankreich, Spanien, Rumänien, Brasilien, Österreich und der Schweiz. Tag für Tag wird in Wien gleichviel Brot entsorgt wie in Graz verbraucht wird. Auf rund 350.000 Hektar, v. a. in Lateinamerika, werden Sojabohnen für die österreichische Viehwirtschaft angebaut. Daneben hungert ein Viertel der einheimischen brasilianischen Bevölkerung. Die künstlich bewässerten Treibhausgemüse sind in vielen Ländern für die Verknappung der Wasserreserven verantwortlich. WE FEED THE WORLD ist ein Film über Ernähung und Globalisierung, d.h. über den Mangel im Überfluss. (Peter Weibel) |