FLICK_KA

2007 / Interaktive Nutzer-Installation
Peter Weibel, Matthias Gommel

flick_ka

Früher blieb es dem kirchlichen und politischen Adel vorbehalten, von sich Bilder anfertigen zu lassen. Künstlerische Experten und soziale Eliten teilten sich das Monopol der Bildanfertigung. Nur wenige konnten ein Bild malen. Nur wenige konnten ein Bild bezahlen.
Seit der Erfindung der Fotografie Anfang des 19. Jahrhunderts, insbesondere seit der Einführung der Carte-de-visite-Fotografie (fotografische Porträts in Kleinformat) im Jahr 1854 durch A. A. E. Disdéri, hat sich alles geändert. Im Zeitalter der Fotografie können alle alle fotografieren, und alle können ein Bild von sich machen lassen! Die Fotografie ist ein demokratisches Bildmedium im Gegensatz zum aristokratischen Bildmedium Malerei.
Zum Jubiläum "10 Jahre ZKM im Hallenbau A" im Oktober 2007 löste das ZKM dieses demokratische Versprechen der Fotografie ein, indem es alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Karlsruhe und alle Besucherinnen und Besucher des ZKM einlud, mit ihrem Porträt im Museum vertreten zu sein. Jeder kann im Museum mit einem Kunstwerk, mit einem Bild seiner selbst oder mit einem Bild seiner Wahl, vertreten sein. Das Museum wird zum Bürgerforum, auf dem, vor dem und mit dem alle gleich sind. Der Konsument wird zum Produzenten, der Besucher zum Inhalt des Museums. Dies wird möglich, indem das Museum eine Allianz mit dem Internet eingeht. Bis heute sind über 16.000 Menschen Teil der Bürgergallerie FLICK_KA. FLICK_KA ist ein an das beliebte Portal flickr.com angelehntes Kunstprojekt. Sie können Ihr Bild entweder über den im ZKM_Foyer installierten Passfotoautomaten erstellen und damit in die Online-Galerie FLICK_KA aufnehmen lassen oder Ihr Bild über die Internetplattform zkm.de/flick_ka in die Online-Galerie des ZKM einspeisen. Als Teil der ZKM_Sammlung wird Ihr Portrait somit dauerhaft sowohl im Ausstellungsraum als im Minutentakt wechselnde Großprojektion wie auch im Netz ausgestellt.

· www.zkm.de/flick_ka

Matthias Gommel (geb. 1970, Leonberg) ist freier Medienkünstler und seit 2000 Associated Artist am ZKM | Karlsruhe. Als Mitbegründer der Künstlergruppe robotlab entwickelt er Robotikinstallationen, in denen Industrieroboter als autonome Performer im Kunstraum auftreten. In seinen multimedialen Installationen verbindet er konzeptuelle mit dokumentarischen Herangehensweisen und reflektiert soziopolitische, technologische und ökologische Themen. (www.robotlab.de)

Peter Weibel (geb. 1944, Odessa) Neben seinen Tätigkeiten als Künstler und Kurator machten ihn seine Schriften zur Kunst- und Medientheorie international bekannt. Weibel lehrte an zahlreichen Hochschulen in Österreich, Deutschland und den USA und gründete 1989 das Institut für Neue Medien in Frankfurt/Main. Der langjährige künstlerische Leiter der Ars Electronica in Linz, der von 1993 bis 1999 den österreichischen Beitrag zur Biennale von Venedig kuratierte, leitet seit Januar 1999 das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Im Januar 2007 erhielt er die Ehrendoktorwürde der University of Art and Design Helsinki. Als Künstlerischer Direktor gestaltete Weibel 2008 die Biennale von Sevilla Biacs3 und erhielt das französische Ehrenzeichen „Officier dans l'Ordre des Arts et des Lettres". 2009 wurde ihm von der Stiftung Preußische Seehandlung der „Friedlieb Ferdinand Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung" und die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen.

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Foto © Matthias Gommel

Idee: Peter Weibel
Installationskonzept und Gestaltung: Matthias Gommel
Programmierung: Arne Graesser, Derek Hauffen, Julian Koschwitz, Nikolaus Völzow

Peter Weibel/Matthias Gommel, FLICK_KA, 2007, Iinteraktive Nutzer-Installation, fotofix-Automat, 5 Monitore und Projektion, ZKM_Sammlung

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