Cell Phone Disco

2007 / Interaktive Mobiltelefon-Installation
Informationlab (Auke Touwslager, Ursula Lavrenčič)

informationlab

Cell Phone Disco ist eine Fläche, die das elektromagnetische Feld eines aktiven Mobiltelefons visuell darstellt. Fast Tausend Lichter leuchten auf, wenn man in der Nähe der Installation einen Anruf tätigt oder angerufen wird. Cell Phone Disco macht eine unsichtbare Eigenschaft der Umwelt für unsere Sinne wahrnehmbar. Die Installation lässt den kommunizierenden Körper des Mobiltelefons sichtbar werden. Im Jahr 2006 schufen die Architektin Ursula Lavrenčič und der Informationsdesigner Auke Touwslager eine erste Version von Cell Phone Disc und übertrugen einen Teil des elektromagnetischen Spektrums auf einen anderen Frequenzbereich – den Bereich des sichtbaren Lichts. Die Künstler sind von den Übertragungsqualitäten des Mobiltelefons fasziniert, von seiner über die Gerätehülle hinausgehenden Präsenz.
Jedes einzelne Mobiltelefon strahlt, um eine Verbindung mit einem Netzwerk herzustellen, elektromagnetische Wellen aus. Tag für Tag übertragen Millionen Menschen auf der ganzen Welt ihre privaten Gespräche. Wir erleben den historisch einzigartigen Moment, in dem 'Ausstrahlung' nicht mehr ausschließlich Sache von Sendeanstalten ist. Die Vernetzung mobiler Telefone, die die elektromagnetische Topografie der Umwelt in erheblichem Maße veränderte, ist inzwischen zu einer der Schichten geworden, aus denen unsere Stadtlandschaften bestehen. Obwohl Cell Phone Disco mit offenen Armen in Kunstgalerien und Museen aufgenommen wurde, ist der eigentliche Ort der Installation doch der öffentliche Raum, wo die Installation uns einen flüchtigen Einblick in die Dynamik dieses omnipräsenten Verkehrs mobiler Telefonie ermöglichen kann.
Zu Cell Phone Disco gehören fast tausend Sensoren, die darauf eingestellt sind, die elektromagnetische Strahlung eines Mobiltelefons wahrzunehmen. Jeder einzelne Sensor lässt eine LED aufflackern, wenn er eine Übertragung in einer vom GSM-Netz verwendeten Frequenz in seiner Nähe wahrnimmt. Da alle Sensoren unabhängig voneinander funktionieren und sie in großer Dichte eingesetzt wurden, kann die Installation das Bild des elektromagnetischen Feldes in Echtzeit und in einer hohen Auflösung zu zeigen. Als eine Art Spiegel deckt es die wahre Gestalt des Feldes auf und ermöglicht es uns, die Dynamik jeder einzelnen Übertragung zu verfolgen. Lavrenčič und Touwslager bezeichnen die Strahlung weder als gut noch als schlecht. Sie ist ein wesentlicher Teil des Geräts, so körperlich und natürlich wie das Mobiltelefon selbst. Die Installation verleiht uns lediglich den uns sonst fehlenden Sinn dafür und verschafft uns so die Gelegenheit, die Strahlung zu beobachten. Es ist dem Betrachter überlassen, seinen eigenen Standpunkt einzunehmen. So wie das Flackern des roten Lichtes als spielerisch oder verstörend erfahrbar ist, so kann die visuelle Darstellung des elektromagnetischen Körpers den Betrachter mit Sorge oder reiner Faszination erfüllen.

· www.cellphonedisco.org/

Informationlab ist eine international zusammengesetzte Gruppe, die im sich verlagernden Schnittpunkt von Kunst, Naturwissenschaft, Technologie & Design tätig ist. Seit 2004 erleben die Informationlab-Gründer Auke Touwslager (NL) and Ursula Lavrenčič (SLO), dass ihre Arbeiten in unterschiedlichen Bereichen und von unterschiedlichen Publikumsgruppen angenommen werden. Entsprechend fand ihr Konzept für Cell Phone Disco (2006) seinen Weg zu einer internationalen Kunstgemeinde und ihren Museen und Galerien in der ganzen Welt. Die gemeinsame Arbeit der Gruppe basiert zum großen Teil auf von Neugier angetriebener Forschung, die in verschiedene Veröffentlichungen, Workshops und Vorträge mündete. Neben ihrer Mitgliedschaft bei Informationlab leiten sowohl die Architektin Lavrenčič als auch der Informationsdesigner Touwslager eigene Designstudios in Amsterdam.

· www.informationlab.org/

line
© Informationlab (Ursula Lavrenčič, Auke Touwslager)
© Foto: Max Glanville

Informationlab (Auke Touwslager, Ursula Lavrenčič), Cell Phone Disco, 2007, Interaktive Mobiltelefon-Installation, ca. 1000 LEDs in Kunststoffleisten, Sensoren, Leihgabe der Künstler