Wie entstehen Musikstücke? Welche kompositorischen Methoden und stilistischen Mittel gibt es? Die am ZKM | Institut für Musik und Akustik entwickelte interaktive Klanginstallation Pattern Machine beschäftigt sich mit der Bildung und Variation musikalischer Grundmuster: Diese sogenannten Pattern formen wiederholt und abgewandelt die Grundlage vieler musikalischer Werke. Über ein grafisches Interface, das die Daten auf einem Bildschirm steuert, können die Besucher eine zehntönige Melodie eingeben und aus diesem Originalpattern Ableitungen bilden. Eine Auswahl von Techniken, der sich Komponisten fast aller Epochen bedienten, steht ihnen dabei zur Verfügung: Sie können das Pattern rückwärts erklingen lassen („Krebs“) oder die einzelnen Töne horizontal spiegeln („Umkehrung“); sie können die Einzeltöne akkumulativ aneinanderreihen oder mittels „Phasing“ zwei sich überlagende Pattern zeitlich versetzt und in unterschiedlichen Tempi abspielen, so dass durch die Phasenverschiebung neue Melodie- und Rhythmusverläufe entstehen. Der Betrachter wird zum Komponisten, zum Gestalter von Melodien. Pattern Machine veranschaulicht jenes Konzept von Wiederholung und Variation kleiner Einheiten, das nicht erst Komponisten der Minimal Music wie Steve Reich nutzten. Bereits Johann Sebastian Bach gebrauchte in seinen Präludien rhythmische und melodische Pattern, und die Begleitfiguren klassischer Werke beruhen ebenso auf der Patterntechnik wie die Arabesken Debussys und Ravels. (Text: Diana Keppler)
Ludger Brümmer (*1958 in Werne) studierte Komposition bei Nicolaus A. Huber und Dirk Reith an der Folkwang Hochschule Essen. 1991–1993 DAAD Stipendiat am Center for Computer Research in Music and Accoustics an der Stanford University, Kalifornien. Lehrtätigkeiten am Institut für Computermusik und elektronische Medien der Folkwang Hochschule Essen, an der Kingston University London, am Sonic Art Research Centre in Belfast und an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Brümmer ist Komponist und leitet seit 2003 das Instituts für Musik und Akustik am ZKM | Karlsruhe. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Nica der ars electronica und den Grand Prix de Bourges. In seinen künstlerischen Arbeiten verwendet er den Computer als kompositorisches Gestaltungsmittel und zur elektronischen Klangerzeugung. Oft stehen Fragen der intermedialen Verbindung von Musik, Video und Tanz im Mittelpunkt seiner Werke.
Chandrasekhar Ramakrishnan (* 1975, Washington D.C.) studierte Mathematik an der University of California, Berkeley (B.A. Mathematics, 1997) und Medienkunst an der UC Santa Barbara (M.A. Media Arts and Technology, 2003), wo er seine Abschlussarbeit unter Dr. Curtis Roads und Stephen T. Pope schrieb. 2003–2004 war er Stipendiat der Akademie Schloss Solitude in der Sparte Klangkunst. Seitdem arbeitet er für das ZKM | Institut für Musik und Akustik.
Götz Dipper (*1966 in Stuttgart) studierte Cello an der Musikhochschule Hannover und am Mozarteum in Salzburg. Später befasste er sich intensiv mit Computermusik und Informatik. Seit 2001 arbeitet er als Systemadministrator am ZKM | Institut für Musik und Akustik.
Foto: Anatole Serexhe
Ludger Brümmer/Chandrasekhar Ramakrishnan/Götz Dipper, Pattern Machine, 2004, interaktive Klanginstallation, ZKM | Institut für Musik und Akustik