Peter Weibel

weibel

Die Musik ist als zeitbedingte Kunst definiert. Diese Konzeption wird durch die Intervalltheorie ausgedrückt, die dominante Theorie in der westlichen Musik.

Die Noten werden nacheinander als eine zeitliche Sequenz auf die Notenlinien (erfunden von Guido Arezzo, 1025) gesetzt. Mithilfe von Clifford Algebra und Grassmann Vektorräumen kann man zeigen, dass jede einzelne topologische Sequenz in verschiedene zeitliche Sequenzen transformiert werden kann. Durch diese Methode wird die Musik ein Teil der Topologie, raumbasierte Kunst. Die Noten einer Partitur können als Punkte und Zahlen selbstständig werden. Diese Zahlen sind Teil eines Feldes, topologische Nachbarn. The Game of Life von John Conway (1970) ist ein ideales Beispiel, um dieses neue Verständnis von Musik zum Ausdruck zu bringen. The Game of Life ist ein zellulares Automaton und dient als Kompositionsmethode. Es ist aus einem regelmäßigen Zellennetz gebaut, jedes in einer bestimmten Zahl von Zuständen, wie beispielsweise On und Off. Dieses Netz kann in jeder bestimmten Anzahl von Dimensionen existieren. Für jede einzelne Zelle ist eine Zellenreihe, ihre Nachbarschaft genannt, relativ zu einer spezifischen Zelle definiert. Beispielsweise könnte die Nachbarschaft einer Zelle als Zellenfolge einer Entfernung von 2 oder weniger von einer Zelle definiert werden. Die Zellen werden als Noten behandelt und können nach den Regeln von Game of Life, berechnet oder komponiert werden. Diesen Prozess kann man natürlich auch in einer freieren Art interpretieren.

 




Biografie

Peter Weibel studierte Literatur, Medizin, Logik, Philosophie und Film in Paris und Wien und ist seit 1999 Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
Seit 1984 ist er Professor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Von 1984 bis 1989 war er Professor für Video und Digitale Kunst am Center for Media Study an der State University of New York in Buffalo. 1989 gründete er das Institut für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt, das er bis 1995 leitete. Von 1986 bis 1995 war er künstlerischer Leiter der Ars Electronica in Linz und von 1993 bis 1999 Österreichs Kommissär der Biennale von Venedig. 2008 war er künstlerischer Leiter der Biennale von Sevilla (Biacs3). 2007 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der University of Art and Design Helsinki verliehen. 2009 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München gewählt. Von 2009 bis 2012 ist er Gastprofessor an der University of New South Wales, Sydney, Australien. Derzeit ist er künstlerischer Direktor der 4. Moskau Biennale für zeitgenössische Kunst. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie beispielsweise 2008 das französische Ehrenzeichen Officier dans l'Ordre des Arts et des Lettres und 2010 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.