Thierry Delatour

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Molekulare Musik

Sonifikation - die Umwandlung experimenteller Daten in Klangereignisse - findet breite Anwendung, etwa in der Untersuchung und Überwachung physischer Phänomene, in akustischen Wahrnehmungshilfen für Sehbehinderte oder in der Musik. Die Transposition molekularer Schwingungsspektren in Tonsignale eignet sich ideal zur Erforschung mikroskopischer Strukturen.
Moleküle oszillieren um ein Vielfaches schneller als Schallschwingungen in einem Frequenzbereich zwischen 30 GHz und 300 THz. Instrumente zur Aufzeichnung dieser Phänomene (Spektrometer) benutzen optische Komponenten und elektromagnetische Licht- und Infrarotstrahlung. Die Auswertung der höchst aufschlussreichen Schwingungsspektren erfolgt zumeist auf visuellem Weg oder durch den Vergleich mit gespeicherten oder rechnerisch erzeugten Spektren.
Eine erweiterte Methode zur akustischen und musikalischen Darstellung molekularer Schwingungsfrequenzdaten definiert jedes beliebige Musikstück als Kombination elementarer Wellenformen. Die skizzierte Methode erzeugt molekulare Töne, molekulare Tonleitern und molekulare Musikstücke. Sie wird entlang verschiedener Zeitskalen in Tonsignale umgesetzt. Dieser flexible Ansatz ermöglicht die Auswahl der Ton- und Zeitparameter, die mit einer bestimmten Wellenform verbunden sind, und gewährleistet dadurch überzeugende musikalische Resultate.


Biografie

Thierry Delatoure ist Assistant Professor für physikalische Chemie an der Université Henri-Poincaré in Nancy. Er arbeitet insbesondere im Bereich der optischen Spektrometrien und  hat Forschungen in Bezug auf das Verstehen von Strukturen und Stabilitäten photolabiler Moleküle, wie etwa  Pigmenten, die im ursprünglichen Mechanismus des Sehens impliziert sind, oder organischen Farbstoffen für analytische Chemie und der Extraktion von Metallionen durchgeführt. Sein Interesse für die Praxis der Klangsynthese führte ihn dazu, die Dualität zwischen Spektren und Wellenformen für die akustische Umsetzung von mikroskopischen Schwingungsphänomenen zu erforschen. Zu seinen Publikationen zählt unter anderem der Essay »Molecular music: the acoustic conversion of molecular vibrational spectra« (Computer Music Journal, 24/3, 2000).