• Deutsch
  • English

AUSSTELLUNG

Kuratiert von Roland Groenenboom, freier Kurator, Gregor Jansen, ZKM | Museum für Neue Kunst und Harald Falckenberg, Sammlung Falckenberg, Hamburg, unter besonderer Beteiligung von Axel Heil und Margrit Brehm.

Der amerikanische Künstler Paul Thek (1933-1988) genießt unter den zeitgenössischen Künstlern Kultstatus – durch sein spannungsreiches Œuvre, in dem er Themen und Symbole aus Religion, Kunst, Theater und Literatur aufgreift, nimmt sein Werk bis heute bedeutenden Einfluss auf die Gegenwartskunst. Zeichnung, Malerei, Skulptur, Installation und raumgreifende Environments gehören gleichermaßen zu Theks Ausdrucksmitteln. Seine Kunstwerke zeigen sich mystisch, religiös und kritisch sozialen Ungerechtigkeiten wie auch der Kunstwelt gegenüber, wobei er mitunter widersprüchlich zwischen nomadieserendem Hippietum und verklärendem Charismatiker pendelt, aber auch nicht selten eine Portion Melancholie und Humor in seine Werke mit hinein spielt.

Bekannt wurde Paul Thek mit der Serie Technological Reliquaries (Technologische Reliquienschreine) – Plexiglaskästen mit realistisch anmutenden Fleischstücken aus Wachs, die er zum ersten Mal 1964 in New York ausstellte. Mit Hilfe der Kontraste von Material und Inhalt bewegt sich Thek mit diesen Objekten - wie auch mit der legendären Installation Tomb (1967) - gleichzeitig zwischen dem scheinbar Realem und dem offensichtlich Artifiziellem.

Seine ausufernden Environments, die er seit 1968 entwickelt hat, dürfen auf Wunsch des Künstlers nicht mehr rekonstruiert werden (in der Ausstellung dokumentieren großformatige Fotografien einige). Thek arbeitete häufig noch nach Eröffnung der Ausstellung an seinen Environments weiter; er sprach von ihnen als Processions (Prozessionen), womit er
sowohl auf das prozesshafte Arbeiten,

 

 

 
 
wie auch auf religiöse Aspekte der Environments anspielt. Die integrierten Objekte und Artefakte hat Thek häufig von einer Procession zur nächsten übernommen, wie auch beim Fishman (Fischmann, 1970/71) – ein lebensgroßer Körper-Abguss, bedeckt mit Fisch-Abdrücken aus Latex.

Neben den Objekten und Environments hat Thek außerdem ein umfangreiches zeichnerisches wie malerisches Werk hinterlassen, das sich häufig mit der Kunstgeschichte selbst auseinander setzt. Nicht zuletzt deswegen ist ihm eines der frühen Meisterwerke der 1960 Jahre, "Against Interpretation" (1962) von Susan Sontag, gewidmet. Ergänzend zum künstlerischen Werk Paul Theks veranschaulicht eine Reihe von Dokumentationen Paul Theks Umfeld und seine Vorstellungswelt, wie dies die Fotografien seiner langjährigen Kollegen Peter Hujar und Edwin Klein festgehalten haben.

Die Auswahl der zeitgenössischen, jüngeren Künstler ergibt sich aus ihrer Verwandtschaft zu den genannten Aspekten in Theks heterogenem Schaffen. Ausgehend und beeinflusst von den Ansätzen dieses "Künstler-Künstlers" zeigen sich ihre Arbeiten ohne Anspruch auf Vollständigkeit als selbstständige Positionen im gegenwärtigen Kunstbetrieb, dessen Praktiken heute deutlich andere sind als zu Theks Zeiten. Vor diesem Hintergrund unternimmt die Ausstellung den Versuch, das Werk Paul Theks aus einer neueren, aktualisierten Perspektive in den Blick zu nehmen.

Mit über 350 Kunstwerken ist die hier präsentierte Ausstellung die bisher umfassendste Werkschau von Paul Thek. Ein Großteil der mitunter äußerst fragilen Kunstwerke von Paul Thek, aber auch der hier ausgestellten Gegenwartskünstlern, befindet sich in Privatbesitz und wurde daher der Öffentlichkeit bisher nur selten gezeigt. Die Ausstellung wird vom 31. Mai bis 14. September 2008 in den Phoenix-Hallen in Hamburg zu sehen sein.