Der Lauf der Dinge
 


 
Was passiert, wenn zwei Künstler auf ein Speditionsunternehmen in ihrem Atelier warten? 
Der Film »Lauf der Dinge« ist eines der berühmtesten Medienkunstwerke des 20. Jahrunderts. Erstmals 1987 auf der documenta7 in Kassel gezeigt, verhalf er dem Künstlerduo FISCHLI & WEISS zu internationalen Ruhm. In diesem unprätentiösen Werk spielen alltägliche und abgenutzte Gegenstände die Hauptrolle. Es reiht sich dreißig Minuten lang eine den Zuschauer immer wieder überraschende Aktion & Reaktion aneinander. Und obwohl es in diesem Film keine Schauspieler, Dialoge und Handlung gibt, folgen Kinder, Jugendliche und Erwachsende diesem Film gebannt. Mit seiner spielerischen Leichtigkeit evoziert dieser Film beim Betrachter Assoziationen, Erinnerungen, Erstaunen und Fragen. So kann man Film- und Kunstzitate entdecken, an Naturkatastrophen, Kriege und Unglücke denken, an wissenschaftliche Vorgänge und Versuche sich erinnern, erstaunt von der handwerklichen Leistung der Künstler sein oder sich einfach nur fragen »Wie haben die das nur gemacht?«. Man läßt sich gerne von dem Film täuschen und nimmt den abgefilmten Vorgang dieser Reaktionskette als ununterbrochen und real wahr, dabei verschwindet das Medium Film geschickt in der Wahrnehmung des Betrachters. Und doch kann man beim genauen Hinschauen alle »Film-Tricks« von FISCHLI & WEISS erkennen. So zeigt uns das Künstlerduo in vielerlei Hinsicht, daß man die Dinge anders sehen kann. Sie geben uns eine Fülle von Diskussionsansetzen zu Themen der Kunst, des Films, der Naturwissenschaften, der Wahrnehmung und nicht zuletzt der Philosophie. Was geschieht, wenn man versucht mit einem Haufen Schrott die Dinge am Laufen zu halten? Im Rahmen des Lehrerfortbildungsprogramms der ZKM | Museumskommunikation und des Regierungspräsidiums Baden-Württemberg wird seit 2007 der fächerübergreifende Workshop zu »Lauf der Dinge« angeboten. Vorraussetzung für die Teilnahme ist, dass sich ein schulinternes Lehrertandem bildet, bestehend aus einem Vertreter des naturwissenschaftlichen Bereiches und einem aus der Kunst. Viele Kunstlehrer kennen den Film und motivieren Ihre Kollegen zur Teilnahme. Nach dem gemeinsamen Ansehen des Films im Workshop, ist im anschließenden Gespräch, der Austausch der zwei unterschiedlichen Sichtweisen besonders spannend. Dabei können die Naturwissenschaftler oft schon erste Erklärungenund Tipps zu dem eben Gesehen geben. Begeben sich die Teams an die Arbeit und wechseln von der Theorie zur Praxis, erleben sie die Schwierigkeit der Wiederholbarkeit eines vermeintlich einfachen Vorgangs. Es ist nicht leicht sich von dem zuerst gewählten Ansatz zu lösen und etwas anderes auszuprobieren, wenn das gewünschte Ergebnis aus bleibt. Die Dynamik der Gruppe hilft hierbei den einzelnen Teams über Rückschläge und Frustration hinweg. Lösungen werden über Wissen, Phantasie und Zufall gefunden. Das Teamduo ergänz sich idealerweise mit seinen ganz unterschiedlichen Fähigkeiten, es lernt voneinander und miteinander. Voraussetzung hierfür ist die Offenheit und Wertschätzung gegenüber seinem Team-Partner. Im Verlauf des Workshops vernetzen sich die einzelnen Tadems schließlich zu einem gemeinsamen »Lauf der Dinge«. Der abschließende Dreh, ist der kollektive emotionale Höhepunkt, bei dem die Gruppe angespannt ihre ablaufende Reaktionskette verfolgt. Neben dem Ziel, das Schaffen eines eigenen Kunst-Films, ist vor allem auch der Weg dorthin, der Gewinn den die Teilnehmer des Workshops mitnehmen können.